Transalp 2014

Tag 1 Mittenwald – Sölden

Nach dem Moto einmal ist keinmal, und mit neuem Teampartner, machte ich mich also am Samstag, den 28.06.14 auf den Weg nach Mittenwald, um ein zweites Mal an der Schwalbe Tour Transalp teilzunehmen. Es ist wieder gut gelungen, bewährte Strecken mit neuen, spannenden Abschnitten zu kombinieren. Und mit der Hoffnung im Gepäck, das dass Wetter ja nicht jedes Jahr so schlecht sein kann! Zum Beispiel fahren wir von Sölden über das Timmelsjoch. Das ist nur einer von vielen Rennradklassikern, die zu einer TOUR Transalp gehören, die aber auch nie langweilig werden. Die Pässe, wie den Passo Cereda oder den Passo Brocon, werde ich hingegen das erste Mal überqueren. Landschaftlich wie sportlich sind das die neuen Erfahrungen, die das Salz in der Suppe ausmachen und den besonderen Anspruch der Transalp unterstreichen.

Es sind im Vergleich zum Vorjahr rund 800 Höhenmeter mehr, dafür aber auch 60 Kilometer weniger zu bewältigen. Über alle sieben Tage betrachtet, bietet auch 2014 wieder ein gewohnt anspruchsvolles Niveau. Natürlich sieht die Verteilung der Höhenmeter, die Abfolge der Pässe, wieder ganz anders aus.

Mit einem lauten „Peng“ ging am Sonntagmorgen, bei strömenden Regen, was mich jetzt nicht wirklich überraschte, um genau 10:00 Uhr die diesjährigen TOUR Transalp in Mittenwald für die 1.300 Rennradfahrer los! Den Startschuss gab der Bürgermeister von Mittenwald, Herr Adolf Hornsteiner, ab.

Erst in Leutasch wurde das Rennen aus Sicherheitsgründen freigegeben, aber dann ging es mit Kraft und Tempo voran. Bereits ca. 20 Minuten nach dem Start zog sich das Feld etwas auseinander.

Vor dem Anstieg zum Kühtai setzten sich zwei große Gruppen an der Spitze ab. Völlig durchnässt kamen wir dann auch in Sölden an, und der Fön sollte in diesen Tagen unser ständiger Begleiter sein, irgendwie müssen die Schuhe auch wieder trocken werden.

Die Wertung für die erste Etappe:

Herren 129. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, 4:58.42,9 (337) Overall 325.

pirate14transalp24

Tag 2 Sölden – Brixen

Die zweite Etappe beginnt mit einem der spannendsten Pässe, dem Timmelsjoch – schon immer ein Rennrad-Klassiker auf 2.500 Metern Höhe, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Auch im Juni säumen teils meterhohe Schneewände die berühmte Passage des Alpenhauptkammes, die ein bisschen das Gefühl vermitteln, als würde man durch einen Kühlschrank fahren, der die Grenze von Tirol zu Südtirol markiert. Oben angekommen bietet sich das erste Panorama-Highlight, der weitläufige Blick in die Sarntaler Alpen. Die Abfahrt ins Passeiertal in engen, teilweise ausgesetzten Kehren hat es in sich und forderte volle Konzentration. Der folgende Jaufenpass (wie das Timmelsjoch und das Kühtai in Gegenrichtung zum Ötztaler Radmarathon gefahren) bietet einen zwar angenehmen, gleichbleibenden Anstieg, spielt aber mit 1.400 Metern Höhenunterschied in der obersten Kategorie der 2014er Transalp- Pässe mit, war aber angenehm zu fahren, weil es langsam wärmer wurde. Der Abschluss der Etappe durchs Eisacktal nach Brixen weist schließlich bis auf zwei Hügel keine größeren Schwierigkeiten mehr auf. Da kann man sich schon nach den beiden imposanten Pässen auf den nicht minder imposanten Domplatz von Brixen freuen. Und den ersten richtig leckeren Cappucino des Jahres genießen.

pirate14transalp13

Trotz der kalten Temperaturen und dem Blick auf den Schnee in den Bergen, ging es heute los Richtung Italien.

Oben auf dem Timmelsjoch lag der Schnee neben der Fahrbahn bei nur 2°C und sehr kaltem Wind bei 0°C, aber das heißt, freie Fahrt auf der Strecke. Zudem war es trocken, so dass es heute keine vom Regen durchnässten Teilnehmer gibt. Bei der Ankunft in Brixen überraschten angenehme 24° Grad, kaum zu glauben, nach so einer kalten Tour..

pirate14transalp35

Die Wertung für die zweite Etappe:

Herren 128. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, 5:38.10,9 (337) Overall 325.

 

Tag 3 Brixen – St. Vigil

Eine leichtere Etappe an Tag 3 schonte die Reserven für die kommenden, anspruchsvolleren Tage. Landschaftlich zieht dieses Teilstück aber bereits alle Register. Schließlich geht es über das Grödnerjoch vorbei an dem mächtigen Gebirgsstock, der Sella, einem Herzstück der Dolomiten. Dorthin geht es auf Nebenstraßen an den Flanken des Eisacktals. Vom Eingang des Vilnößtals führt eine kleine Straße über Gufidaun und Lajen hinüber ins Val Gardena. Es geht durch St. Ulrich, der Heimat der Berglegende Luis Trenker, St. Christina und Wolkenstein und vorbei an der breiten Nordflanke des Langkofel hinauf zum Grödnerjoch, das einzigartige Momente für Freunde gepflegter Bergpanoramen bereithält. Der Kreuzkofel, hinter dem sich das Ziel in St. Vigil bereits versteckt, weist den Weg durchs Gadertal, das bis zum kurzen Schlussanstieg ab Zwischenwasser in seiner ganzen Länge durchfahren wird.

Trotz des schlechten Wetters auf der Strecke gestern, konnten heute alle bei angenehmen Temperaturen und in entspannter Atmosphäre in Brixen starten.

pirate14transalp34

Die Wertung für die dritte Etappe:

Herren 132. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, 4:12.42,0 (337) Overall 340.

 

Tag 4 St. Vigil – Fiera di Primiero

Eine Königsetappe zum Zunge schnalzen! Sie ist nicht nur das sportliche, sondern auch das landschaftliche Highlight der Schwalbe Transalp in diesem Jahr. Von St. Vigil geht’s über den Furkelpass hinüber ins typisch südtirolerische Pustertal. Vorbei an den Sextener Dolomiten geht es mit kurzem Blick zu den berühmten Drei Zinnen, der uns wegen des Wetters und den Wolken leider verwehrt wurde, hinüber nach Cortina, einem der klassischen italienischen Skiorte in der Provinz von Belluno. Eingerahmt von einigen der markantesten Dolomitenberge – Cristallo, Tofana, Sorapis, Antelao – geht es durch Cortina und hinauf zum Passo Giau, den viele als den schönsten aller Dolomitenpässe bezeichnen. Vom Passo Giau bis nach Agordo heißt es auf rund 40 Kilometern Abfahrt Kräfte sammeln für die letzten eintausend Höhenmeter über die Forcella Aurine und den Passo Cereda.

Fiera di Primiero, das Ziel dieser Etappe, schmiegt sich zu Füßen der Pale di San Martino auf 700

Metern Höhe ins herrlich warme Cismon-Tal im äußersten Osten des Trentino. Genau der richtige

Ort, um sich nach bestandener Prüfung, mit herzhaften Köstlichkeiten zu stärken.

pirate14transalp32

Die schwerste Etappe dieser Transalp startete heute eine Stunde früher. Um 08:00 Uhr fuhren wir aus St. Vigil im Regen, bis über den ersten Pass, los. Es zeigte sich dann relativ schnell, das meine Stärke mehr im Anstieg fahren liegt, als in der Abfahrt, wo ich immer noch ein wenig ein Angsthase bin, und wir machten einige Plätze gut.

pirate14transalp31

Die Wertung für die vierte Etappe:

Herren 115. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, 7:18.50,7   (337) Overall 308.

 

Tag 5 Fiera di Primiero – Crespano del Grappa

Ab in den Süden! Crespano, auf rund 200 Metern Höhe zu Füßen des Monte Grappa gelegen, gibt einem nach Tag fünf das Gefühl, die Transalp bereits geschafft zu haben. Zur Adria sind es weniger als 100 hügelige Kilometer, die Alpen liegen hinter einem, und bei klarem Wetter hätte man das Meer schon sehen können. Gerade die Etappe nach Crespano ist nach der Königsetappe noch einmal eine echte Herausforderung. Bevor es zum Monte Grappa geht (von meinem Teampartner liebevoll Monte Arschloch genannt), müssen nämlich mit dem Passo Gobbera und dem Passo Brocon zwei Transalp-Pässe überwunden werden, die sportlich ebenso reizvoll sind wie landschaftlich. Durch abgelegene Bergdörfer geht es hinab in die Schlucht des Flusses Cismon, die sich bald bei Fonzaso in eine weitläufige Ebene öffnet. Die auch gleich den Blick zum bewaldeten Rücken des Monte Grappa freigibt. Die nordseitige Auffahrt führt auf weiten Teilen im Wald – sehr angenehm bei Sommerhitze – in Richtung des Cima Grappa, des Gipfels der mit einem mächtigen Denkmal für die Opfer des ersten Weltkriegs gekrönt ist. Angekommen an der Südflanke bietet sich bei klarer Luft ein Blick bis zur Adria, wenn er nicht von Schwärmen von Paragleitern versperrt wird, die diesen Südhang längst für sich entdeckt haben. Die Abfahrt hinab nach Semonzo ist ein kurviger Hochgenuss, der den konzentrierten Blick auf die Straße erfordert. Aber hier und da auch Zeit bietet, den einzigartigen Weitblick zu genießen.

pirate14transalp30

Die Stimmung noch vor dem Start war durch die Sonnenstrahlen bei allen gut. Rund 1.300 Rennfahrer starteten heute Morgen um 09:00 Uhr in Fiera di Primiero mit Sonnenbrille.

Vorne setzte sich eine Gruppe aus dreißig Fahrern ab.

Auf dem Pass Brocon lief der Tag noch hervorragend, und nach einer Baustelle in der Abfahrt hörte ich nur noch einen Knall. Schlauch geplatzt bei 60 km/h, Reifen einseitig runtergefahren, der Schlauch kam raus und wickelte sich teilweise um das Ritzelpaket, Stücke verlor ich auch, und versuchte dann meine Abfahrtsgeschwindigkeit irgendwie zu reduzieren, bis ich schließlich, auf Aluminium bremsend zum Stehen kam. Was für eine Scheiße!!! Mantel aufgerissen, Schlauch zerrissen, und das Laufrad nicht mehr zu gebrauchen! Mit viel Glück im Sattel geblieben, wobei ich mich schon über der Leitplanke gesehen hatte. Nach ca. 30 Minuten (gefühlt eine Stunde!) kam dann doch der Schwalbe Race Support vorbei, und baute mir ein Ersatzrad ein, weiter ging es. Mit nicht mehr perfekt laufender Schaltung schafften wir es dann doch noch ins Ziel, aber der Rückstand war nicht mehr einzuholen.

Im Ziel dann wollte Schwalbe das geliehene Laufrad zurück, und ich sah mich schon vor einem Rennabbruch, wenn ich es nicht schaffte, ein Laufrad für die letzte zwei Etappen zu besorgen. Also, zum Scott Stand auf der Expo Area hin, die helfen einem aber nur, wenn man ein Scott Rad hat, doof!!! Blieb noch der Rose Support. Nix wie hin, nach einem Laufrad fragen, bekommen und einbauen! Weiter geht´s! Jawollll! An diesem Tag musste man schnell sein, weil sehr viele Unfälle passiert waren, und deshalb jeder noch Räder suchte, um nicht aus dem Rennen auszuscheiden.

Die Wertung für die fünfte Etappe:

Herren 132. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, 6:23.08,6 (337) Overall 385.

 pirate14transalp47

Tag 6 Crespano del Grappa – Rovereto

Es geht auf dieser sechsten Etappe zunächst von Crespano nach Bassano del Grappa, dem ausgesprochen reizvollen Hauptort der Region. Und von hier kurz entlang des Flusses Brenta nach Valstagna, dem Ort der nach dem Tal mit einer der skurrilsten Serpentinenstraßen der Alpen benannt ist. Die in den Fels geschlagene Auffahrt schlängelt sich in unzähligen Kurven von Kehre zu Kehre. Ein bemerkenswertes Straßenbauwerk, das hinauf führt in die Sette Communi. Auf leicht kupierten Straßen heißt es erst einmal auf rund 1000 Metern Höhe Kilometer machen. Nach ebenso kurvigen wie atemberaubenden, in steilen Fels geschlagenen, Abfahrt von Rotzo nach Arsiero folgt der zweite, sogar anspruchsvollere Anstieg hinauf zum weitläufigen Hochplateau von Luserna, Folgaria und Lavarone. An der Valico di Valbona und dem Passo Coe lässt sich der eigene Charakter dieser Kulturlandschaft mit vielen Almen am besten erkennen. Bevor es über Serrada, durch einige historische Bergdörfer hinab geht nach Rovereto.

Zum sechsten Mal ging heute Morgen der Startschuss los. Bei Sonnenschein fuhren die Teilnehmer die Straße aus Crespano del Grappa herunter. Nach so einem Unfall fährt man leider erstmal etwas vorsichtiger als zuvor. Wobei das immer wieder passieren kann, aber der Schreck steckte mir noch etwas in den Knochen. Aber dennoch versucht, die verlorene Zeit des Vortages wieder einzuholen, und es sah gar nicht so schlecht aus. Das Wetter spielt jetzt auch mit, und ich habe schon eine scharfe Sonnenkante an Arm, die mir wohl den ganzen Sommer bleiben wird…

 

Die Wertung für die sechste Etappe:

Herren 117. Kettenhunde, Werthmann Thomas, Ibald Sebastian 6:12.34,2 (337) Overall 319.

 

Tag 7 Rovereto – Arco

Wer sagt, dass es von Rovereto bis Arco nur 30 Kilometer sind? Im Vallagarina, so heißt die Region des Etschtals rund um Rovereto, bieten sich so viele Möglichleiten, Pässe und Bergstraßen zu fahren, dass noch locker zwei weitere Etappen möglich wären. Es geht von Avio hinauf nach Brentonico auf der Rückseite des Monte Baldo. Jetzt geht es hinab nach Mori, dorthin wo sich früher immer der Stau zum Gardasee gebildet hat. Heute gibt es den Umgehungstunnel und die Teilnehmer können, ohne sich durch die Blechlawine kämpfen zu müssen, den letzten Anstieg beginnen. Auf dem Weg zum Passo S. Barbara stellt sich noch der kleine, aber fiese Monte Faé mit einigen kurzen, echten Rampen in den Weg. Von Santa Barbara geht es auf einer engen, verschlungenen Straße hinab nach Bolognano, das nur noch zwei Kilometer vom Ziel in Arco entfernt ist.

Der Gardasee war die ganze Zeit das Ziel, heute wurde er erreicht!

Es ging heute um 09:00 Uhr bei erneutem Sonnenschein los. Und der kleine, aber fiese Monte Faé stellte sich als richtige Drecksau heraus. 18 Prozent auf vier Kilometer am letzten Tag!!! Das will doch keiner mehr! Bei Gefühlten 40 Grad quälten wir uns diesen vorletzten Berg hoch, mit einem Puls, der jenseits von Gut und Böse lag. Aber wir kamen gut und vor allem gesund in Arco an, den das Ziel war ja die ganze Zeit das Finisher Trikot und die Medaille! So gab ich dann wieder das Laufrad ab, packte mein Rad in den LKW für Mittenwald und holte mir erstmal ein Weizenbier. Klar, das der Sprung in den Gardasee dann auch sein muss, und weil wir in Nago wohnten, war es ja nicht weit dahin. Weil eine Verletzung eigentlich nicht auf dem Plan stand, riss ich mir dennoch das Knie an einem Stein auf, also war das auch erledigt, eine Perfekte Tour!!

Die Wertung für die siebte Etappe:

Herren115. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian 3:30.12,0 (337) Overall 288.

Die Wertung für die gesamte Etappe:

Herren117. Kettenhunde: Werthmann Thomas, Ibald Sebastian, Deutschland, 38:14.21,3 Teams/306.

 

Jetzt leg ich erstmal ein paar Tage die Beine hoch, und repariere alle Schäden am Rad, das ich für die nächste Veranstaltung wieder fit bin,

viele Grüße,

 

Thomas