Spindellauf Regensburg oder der große Drehwurm im Parkhaus

Wie es eben so läuft, den Halbmarathon zum ersten Mal im Januar 2018 im Internet gefunden, für cool empfunden und natürlich zu spät um eine Woche, war schon vorbei. Dann fest in meinem Laufplan aufgenommen. Aber wie es so spielt, habe ich natürlich die Anmeldefrist im September verpasst und war mit einem Limit von 200 Einzelstartern auch gleich ausgebucht! Also tierisch geärgert ein paar Tage und dann sofort eine Mail an die Verantwortlichen geschrieben, um einen Wartelistenplatz zu bekommen. Als ich im Dezember tatsächlich eine Antwort und einen Startplatz bekam, hab ich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Und befand mich auch noch in einer Regenerations- und Laufpause. Aber entgehen ließ ich mir das nicht, trainierte ein paar Läufe um die 20 Kilometer, das sollte dann auch reichen.

Am Starttag, den 12. Januar 2019, war das Wetter nicht auf meiner Seite, ich überlegte lange, ob ich überhaupt nach Regensburg fahren sollte. Schneegestöber machte Tagsüber schon keinen Spaß und abends beim Heimfahren noch weniger. Also, ging ich am Samstag früh lässig zum Schwimmen, spulte meine 3600 Meter ab, entspannt frühstücken, und eigentlich mit dem Lauf schon abgeschlossen. Irgendwann am Samstagnachmittag fiel dann die Entscheidung, so, ich kann´s mir ja mal anschauen. Unschlüssig wegen der Bekleidung wählte ich oben lang und unten kurz, war ja doch ziemlich kalt, und ein Start um 20:30 Uhr machte die Sache nicht besser.  Auf dem Weg nach Regensburg stellte sich dann auch sowas wie Wettkampf Feeling ein, und ich bekam endlich Lust darauf!

Abfahrend von der Autobahn, hielt ich schon mal Ausschau nach Hotels, falls mir das Wetter zum Heim fahren zu schlecht wurde. Lieber eine Nacht im Hotel, als im Auto irgendwo auf der A3!!

Der Regensburger Spindellauf im Donau Einkaufszentrum geht 2019 in die 7. Runde! Der verrückteste Lauf der Stadt ging mit knapp 500 Läufern am Samstagabend im Donaueinkaufszentrum an den Start. Die Strecke führt durch das Donau Einkaufszentrum (2 Ebenen) und die Parkhausspindel (5 Ebenen) und beträgt pro Runde ca. 1,5 km. Einzelläufer haben 14 Runden bei +/- 600 Höhenmetern zu absolvieren, in Summe also 21 km, was einem Halbmarathon entspricht.

Die Lichter hinter den meisten Schaufenstern sind dunkel, vor vielen Läden versperren Gitter den Weg hinein. Es ist 20 Uhr: Feierabend im Donaueinkaufszentrum (DEZ). Eigentlich. Denn am Samstagabend blieb es nach Ladenschluss noch lange richtig voll in dem Shoppingcenter im Regensburger Stadtnorden. Der Spindellauf hat mittlerweile seinen festen Platz im Oberpfälzer Sportkalender gefunden, und dieses Jahr war ich dabei. Quer durch die Einkaufsmeile und zusätzlich – das Highlight dieses Rennens – über die Spindeln des DEZ-Parkhauses. Rund 600 Höhenmeter galt es dabei zu überwinden.

Ein anstrengendes Unterfangen, auch für die 102 Staffeln mit insgesamt 306 Läufern. Doch da hunderte Fans die ganze Strecke säumten, sowohl im warmen Einkaufszentrum als auch draußen im kalten Parkhaus, blieb die Motivation der Sportler den ganzen Abend auf gleichbleibend hohem Level.

Ich bin mal ehrlich, nach dem vierten Mal die kalte zugige Parkhausspindel hoch, hatte ich echt keine Lust mehr. Raus aus dem Einkaufszentrum, es war alles schön gefroren und der Schnee auf dem Kopf gefühlt auch, der aber später innen wieder auftaue, und das ganze 14mal. Nach der achten Runde, also knapp über der Hälfte sagte ich mir, den Rest bringst jetzt auch zu Ende! An der Verpflegungsstelle nach der Spindel gab es warmes Wasser, das Highlight des Abends. Mit ziemlich genau 1:55 kam ich ins Ziel und freute mich auf eine heisse Dusche, so schnell wird man auch Grundbedürfnisse reduziert. Eine Massage gönnte ich mir auch noch, und dann trat ich den Heimweg an. Ich fuhr gegen 23:00 Uhr los, und war auch kurz nach halb eins zufrieden daheim, war gar nicht so schlimm…..aber kalt!

Viele Grüße aus dem Süden der Republik, Thomas Werthmann