Erfolgreicher Härtetest beim „Bike arround the clock“ in Diez

Als ich vor ein paar Wochen nach einem „Testwettkampf“ für meine #mission24h gesucht habe, bin ich auf das 12h Rennen im Rahmen des 24h MTB Rennen in Diez aufmerksam geworden. „Perfekt“, dachte ich mir. Dann habe ich jedoch gelesen, dass die 12h nochmal unterteilt waren in zwei Rennen. Was dann hieß Samstag von 14 – 20 Uhr und Sonntag von 08 – 14 Uhr fahren. Okay die Nacht konnte man dann zum regenerieren nutzen. Kurzer Hand habe ich dann für dieses interessante Rennformat gemeldet und bin mit nicht all zu großen Erwartungen am Freitag den 07.06. aufgebrochen um dort am Samstag um 14 Uhr am Start zu stehen.
Nach einer stürmischen und regnerischen Anreise wurde ich bereits von Susanne und Harald und einem Teil der Halden Hogs Moers und der Steimel Stürmer erwartet. Alles war da bereits perfekt vorbereitet und es dauerte nicht lange da war das Abendessen auch schon fertig.  Es gab reichlich Nudeln, Salate und diverse Kleinigkeiten. Man hatte sich viel zu erzählen und so wurde es nicht langweilig. Gegen 23.30 Uhr bin ich dann langsam in den Wohnwagen um am nächsten Tag ausgeruht am Start zu sein. Schließlich sollte es ja ein Härtetest für mich werden, in dem ich einiges ausprobieren wollte.

Nach einem Kaffe und den Formalitäten bei der Anmeldung, ging es dann mit dem ganzen Trupp zur Streckenbesichtigung. Dabei merkte ich dann, dass ich zwar auf das kleine Kettenblatt vorne schalten konnte (ja ich bin noch altmodisch und fahre 2×10 *lach*) allerdings nicht mehr zurück auf das große kam. Mit ein paar Drehungen an den richtigen Schrauben, ließ sich dieses Problemchen aber später im Fahrerlager schnell beheben.

Als ich mich angemeldet hatte, waren wir nur 4 Einzelstarter in der 2x 6h Wertung – was ich sehr schade fand. Dann hat auch noch einer krankheitsbedingt absagen müssen und so waren wir dann nur noch zu dritt. Gegen 12 Uhr habe ich dann mal eine kleine Runde durch das Fahrerlager gedreht als mir die anderen beiden gemeldete Starter entgegen kamen und wir kamen kurz ins Gespräch. Puhh, die Jungs sahen ganz schön fit aus. Beim Gespräch ist dann heraus gekommen, dass die beiden öfter mal bei dem ein oder anderen Marathon an den Start gehen. Plötzlich hieß es dann, dass es noch einen weiteren gemeldeten Fahrer gibt. Name: Torben Fibich (ein wohl nicht ganz Unbekannter – mir aber völlig unbekannt). Somit war einer von uns wohl runter vom Treppchen. In dem Moment packte mich richtig der Ehrgeiz. Ich wollte auf gar keinen Fall hier leer ausgehen.

Zurück am Zelt ging es dann an die Rennvorbereitungen: Trinkflaschen und Verpflegung für die nächsten 6 Stunden vorbereiten und direkt neben der Strecke positionieren. Anschließend habe ich mich dann ungefähr eine halbe Stunde zurück gezogen um mich voll und ganz auf das Rennen zu konzentrieren und um mir zu überlegen, wie ich an dieses Rennen ran gehen sollte. Platz 1 schien bereits an Torben vergeben, aber wer weiß, über 2x 6 Stunden kann viel passieren.

 

Ich beschloss möglichst weit vorne in die Startaufstellung zu kommen, um nicht unnötig aufgehalten zu werden. Nach der Streckenbesichtigung und vor dem Gespräch mit meinen Kontrahenten hatte ich mir eine Zeitvorgabe von ca. 13 – 14 Minuten pro Runde gesetzt. Jetzt war ich fest entschlossen diesen Plan erst einmal zu vergessen und die ersten Runden etwas zügiger zu fahren um meine Kontrahenten etwas auf Distanz zu halten. Entweder verzocke ich mich damit voll und breche während dem Rennen ein oder es funktioniert. Ich war ja auch eigentlich zum testen hier. Wenn es nicht klappt – dann muss ich haltnoch was trainieren.

Noch 5 Minuten bis zum Start. Alle standen irgendwie total entspannt in der Startaufstellung – nur ich war irgendwie in meiner ganz eigenen Welt. Ich hatte mir einen guten Startplatz in der dritten oder vierten Reihe ergattern können. Was um mich herum passierte weiß ich nicht mehr. Aber auch das gehörte zu meinem Plan. Ich wollte versuchen mich zu 100% auf dieses Rennen zu fokussieren.
Dann 5,4,3,2,1… Start.
Neutralisiert ging es durch die Stadt hin zur eigentlichen Strecke. Der erste Anstieg ging einen schmalen kleinen Trail hoch. Da würde es sich bestimmt stauen und ich musste sehen, dass ich da ohne Zeitverlust durchkomme. Das ist mir gelungen. Mit als erster hab ich den Trail hochgedrückt. Nach dem Trail ging es dann über eine Waldautobahn weiter hoch. Allerdings nicht steil. Hier gut den Tritt finden und man kam da ganz locker hoch. Genau die Anstiege, die ich liebe – nicht steil, aber etwas länger und gleichmäßig.
Nach dem Anstieg ging es dann eine schnelle Abfahrt hinunter, die in einer kleinen Welle mit einer Links-Rechts-Kombi endete. Kurz runterschalten, etwas Druck aufs Pedal und zack war man drüber weg. Anschließend ging es weiter begab. Alles ganz leicht zu fahren und ohne große Fahrtechnik machbar. Was mir mehr Sorgen machte, waren die zwei Abfahrten über eine Wiese. Die waren nach der Zeit doch sehr holprig und haben einen ganz schön durchgeschüttelt. Auf der folgenden langen „Gegengraden“ konnte man gut Speed machen oder auch mal einen Schluck trinken. Nach einer doppelten Rechtskurve war man auch schon fast wieder im Fahrerlager und das ganze begann von vorne.
Zu meiner Überraschung liefen die ersten Runde auch echt gut. Ich fand gut in mein Tempo und war mit den Rundenzeiten mehr als zufrieden. Den ersten kleinen Stopp legte ich dann nach ca. 2 Stunden ein. Ich hielt an, tauschte die leeren Trinkflaschen gegen volle aus und habe kurz ein Stück Banane und einen Bissen Riegel zu mir genommen. Alle anderen um mich herum fragten immer wieder ob ich etwas brauchen würde (das war ganz großes Kino und hat mich wirklich sehr gefreut). Vorerst nicht, war meine Antwort und zack bin ich auch schon weiter.
Runde für Runde kurbelte ich um die Strecke – der kleine Trail wurde irgendwie immer steiler und die Wiesen immer holpriger. Nach drei Stunden merkte ich richtig wie mir die Arme und Hände weh taten. Auch die Beine machten sich langsam aber sich bemerkbar.

Nach ca. 4,5 Stunden machte ein leichter Krampf im rechten Oberschenkel auf sich aufmerksam, den ich dann bergauf im Wiegetritt ausfahren wollte. Dabei habe ich dann bemerkt, dass ich bis hierher mit null Federweg vorne gefahren bin. Ich hatte vor dem Start meine Gabel zu gemacht und bis jetzt nicht wieder geöffnet. Das sollte dann auch die Schmerzen in den Händen und den Armen erklären. Mit offener Gabel fährt es sich dann wohl doch entspannter.
Und nun meldete sich auch mein Magen. Er fing ebenfalls an etwas zu krampfen. Meine Motivation war da grade ein wenig im Keller. Aber es musste weiter gehen. Kurz angehalten und die Flasche mit dem Iso gegen eine Flasche mit stillem Wasser ausgetauscht. Dazu ein Stück Banane und langsam weiter. Drei Runden später tauchte dann einer meiner Konkurrenten vor mir auf. Ich fuhr an ihn ran und blieb mal erst an seinem Hinterrad. Das Tempo war etwas langsamer als das, was ich vorher gemacht hatte. Wir kamen kurz ins Gespräch und es stellte sich heraus dass ich nun eine Runde vor bin. Und – Torbe Fibich war aus dem Rennen ausgestiegen. Er wollte wohl ohnehin nur kurz mal 20 Runden drehen. Hat man mir nur nicht gesagt.
Von dem Moment an waren bei mir die Magenkrämpfe verschwunden, die Beine kurbelten wieder ohne Schmerzen und auch vom Kopf war auf einmal irgendwie alles anders und befreiter.
Alle meinten, dass ich es doch jetzt ein bisschen ruhiger angehen lassen könnte, denn morgen wäre ja auch noch ein Tag. Nix da – Ich will noch drei Runden fahren bis Zielschluss, schließlich zählt die Runde, die man vor 20 Uhr anfängt und beendet noch mit für die Wertung.

Zusammen mit meinem Kontrahenten bin ich dann die letzten Runden zusammen gefahren und wir kamen um 19:59 Uhr über die Zeitschleife – Christoph (so hieß mein Konkurrent) wollte aber nicht mehr. Ich für meinen Teil wollte diese Runde aber unbedingt noch angehen und so bin ich diese dann wieder in einem recht zügigen Tempo angegangen und hatte somit 2 Runden Vorsprung für das zweite Rennen am Sonntagmorgen.

Für mich hieß es nun schnell etwas essen, duschen und möglichst gut regenerieren. Ich hab mich dann noch schnell meinem Rad gewidmet, denn da war etwas mit dem Antrieb nicht in Ordnung obwohl ich doch am Donnerstag noch eine neue Kette und eine neue Kassette aufgezogen hatte. Stimmt – neue Kette und Kassette, aber keine neuen Kettenblätter vorne. Wie alt waren die nochmal…?Das Problem war lokalisiert. Allerdings Samstagabend um 22 Uhr noch neue Kettenblätter zu organisieren stellte sich schwierig dar – und es war ja auch nur das große Blatt und auch nur wenn man richtig Druck draufgegeben hatte – dann ist de Kette halt gesprungen – aber das kann man ja durch einen kleineren Gang recht gut verhindern. Und so ging es für mich dann um 23.30 Uhr in den Wohnwagen, in dem ich in der Nacht zuvor sehr gut geschlafen habe.
Diese Nacht jedoch sollte alles andere als erholsam und ruhig werden. Schmerzende Beine und eine Gefühlsmischung aus Zufriedenheit und der Angst am nächsten zu versagen hielten mich noch stundenlang wach. Bis zum nächsten Morgen habe ich dann vielleicht zwei Stündchen geschlafen. Auch an Frühstück war nicht wirklich zu denken. Ich konnte einfach nichts essen.
Und was war mit meinen Beinen los? Diese fühlten sich an, als wären sie über Nacht mit Blei vollgelaufen. Allerdings musste ich sie irgendwie wach bekommen. Eine Stunde vor dem Start habe ich mir dann wieder meine Trinkflaschen vorbereitet und mir bei Jörg Hermann am Zelt zwei Bananen geschnorrt, da meine den Vortag nicht überlebt haben. Die Ernährung habe ich im Vergleich zum Samstag etwas umgestellt, da ich wissen wollte ob sich die Magenprobleme damit in den Griff kriegen lassen. Der Plan erwies über die erneuten 6 Stunden auch als sehr gut.
Eigentlich musste ich meinen Vorsprung ja nur noch verwalten, aber zwei Runden sind auf eine Dauer von 6 Stunden nicht viel und es kann immer irgendetwas passieren. Aber… Ich war fest entschlossen das Ding jetzt auch zu gewinnen.
In der Startaufstellung traf ich dann wieder auf meine Konkurrenten, die beide top fit aussahen und schön gemütlich zu Hause übernachten konnten, da sie in der Nähe wohnten.
Egal was sie versuchen würden – mein Plan war erstmal am Hinterrad von Christoph kleben zu bleiben um ihn nicht davon fahren zu lassen.

Start… und ab ging die wilde Fahrt. Christoph legte von Beginn an ein ordentliches Tempo vor und ich dachte mir: Meine Güte, der will es wissen. Mit flotten Rundenzeit von 11 Minuten fuhr ich Runde für Runde an seinem Hinterrad. Überrascht war ich, dass meine Beine das ganze Spiel ganz gut mit gemacht haben. Und auch Christoph war wohl ein wenig überrascht, dass ich das Tempo mit gehen konnte. Nach ca. 2 Stunden legte Christoph dann eine Frühstückspause ein – ich witterte meine Chance – kurz angehalten eine Kleinigkeit essen und weiter.

Als ich wieder durch das Fahrerlager fuhr, stand Christoph immer noch am Zelt. Nun hatte ich drei Runden Vorsprung. Okay… – aber das reicht nicht – noch 3,5 Stunden und wenn Christoph gut drauf ist und ich einen Defekt habe dann ist der Vorsprung schnell wieder dahin. Also bin ich weiter in meinem Tempo gefahren und habe kaum Speed raus genommen.
2 Stunden vor dem Rennende legte Christoph dann 2 oder 3 sehr schnelle Runden hin, die mich aber nicht beeindruckt haben. Allerdings durfte auch nix mehr passieren (Defekte oder ähnliches). Ich beschloss mein Ding weiter durchzuziehen und einfach meinen Tritt weiter zu fahren. Gesagt getan.
Noch einmal die Trinkflasche tauschen und dann ab in die letzten 30 Minuten. Am Zelt haben alle gesagt: Noch eine Runde und dir ist das Ding nicht mehr zu nehmen. Aber… – das Rennen dauert doch bis 14 Uhr und bis dahin ist auch bezahlt – Also war mein Ziel noch die drei Runden mit zu nehmen. Auf der letzten Runde habe ich mich dann von gefühlt jedem Baum und Grashalm an der Strecke verabschiedet – immerhin haben wir uns in den letzten zwei Tagen 60 mal gesehen – und mich für die Herausforderung oben am Berg bedankt.
Dann kam das Ziel und es war vorbei. Hab ich tatsächlich gewonnen…? kann nicht sein…  Aber es war so… Das Training hat wohl doch etwas gebracht. Mein erster Sieg in einem wirklichen ernsten Wettkampf.

Jetzt heißt es für mich: Die Erkenntnisse aus dem Rennen mitnehmen und für die #mission24h am 06. Juli im Stöffelpark zu optimieren.
Tommy Konsen

(P.S.: Vielen Dank an die Steimel Stürmer und die Halden Hogs und vor allem an die Piraten Susanne und Harald für die tolle und großartige Unterstützung)