Berlin Marathon /Skates

„Restart Running“ war das Motto des diesjährigen Berlin Marathons am 25./26. September. Endlich wieder ein Rennen, endlich wieder eine Laufveranstaltung, also hab ich mir überlegt, ich gehe Inlineskaten. Einen Marathon auf Skates habe ich noch nie gemacht und ich greife mal vor: Warum hab ich das nicht schon vor Jahren gemacht?

Im Rahmen des Berlin Marathons fand also der Berlin Inlineskating Marathon am Samstag auf (fast) derselben Strecke wie der Marathon am Sonntag statt. 42,295km auf wunderbarem Asphalt in der Mitte Berlins, gegenüber dem Marathon wurde die Strecke nur leicht Rollentauglich angepasst.

Der Tag begann morgens ganz entspannt mit Schienenersatzverkehr in Hamburg, dann der Information, dass ich die Startunterlagen bis 12:00h hätte abholen müssen (und ich wohl die Rahmenbedingungen nicht genau genug gelesen habe, jedenfalls saß ich um 12h noch im Zug) und der Erkenntnis, dass alles etwas länger dauert, wenn 20000 Läufer ihre Startunterlagen Covid-konform abholen wollen. Ziemlich genau 30 Minuten vor Start war ich aber endlich mit Startnummer auf dem Gelände und konnte die Skates anziehen.

Der Start

Auf dem Weg zum Startblock musste ich als Gearhead natürlich mal schauen, was die anderen so an den Füssen haben. Erwartungsgemäß eine Mischung aus Speedskates und „normalen“ Skates, aber auch in den hinteren Startblöcken waren recht viele Speedskates vertreten. Da das mein erstes Rennen auf Skates war, bin ich mit meinen Super Cruiser angetreten, aber auch die sind mit ihren 3x125mm Rollen durchaus recht schnell.

Als Inline-Marathon-Jungfrau wurde ich in den letzten Startblock einsortiert und habe mich auch nicht nach vorne geschummelt. Direkt nach dem Start war das Tempo erstmal langsam und ich musste mich durch die Menge wühlen, bis die Lücken größer wurden und ich einigermaßen Tempo aufnehmen konnte. Mittlerweile hatten sich auch Gruppen gebildet, die als Speedtrain, also im Windschatten unterwegs waren.

Das Rennen

Nach etwa 25 Minuten bei Kilometer 12 hatte ich eine dreier Gruppe neben mir, der ich mich dann angeschlossen hatte. Auch auf Skates ist der Windschatten Effekt erheblich und die Kraftersparnis enorm. Unser Frontmann wollte sich aber anscheinend nicht ablösen lassen. Etwa zwischen Kilometer 20 und 22 haben wir dann nacheinander zwei unserer Mitstreiter verloren und waren erstmal nur noch zu zweit unterwegs. Die nächste Wasserstation hat mein Frontmann genutzt und ich bin weiter, dadurch durfte ich auch endlich mal das Tempo machen und er hat sich hinter mich gesetzt. Unsere Gruppe ist dann wieder auf 4-6 Skater hinter mir angewachsen.

Bei etwa Kilometer 30 dann eine kleine Schrecksekunde. Vor uns ist eine andere langsamere 8er Gruppe gefahren und ich wollte in einer eigentlich ausreichend breiten Kurve links überholen, der Frontmann der anderen hat sich aber entschlossen die Kurve sehr eng zu nehmen, beide Gruppen haben also den Scheitelpunkt gleichzeitig erreicht. Es kam zum spontanen Zusammenschluss mit Schieben, Drängeln und auch ein wenig Gemecker, aber glücklicherweise ohne Sturz. Wir sind dann ein paar hundert Meter in einer großen Gruppen gefahren, aber das Tempo war mir zu langsam und ich bin wieder ausgeschert. Meine bisherigen Mitstreiter haben das ähnlich gesehen und sind mir gefolgt. Mit wechselnder Tempoarbeit haben wir dann die letzten 12 Kilometer in Angriff genommen und waren recht flott unterwegs. Wir haben noch einige Gruppen überholt, wurden selbst nicht mehr überholt.

Der Strassenbelag in Berlin war insgesamt gut und an einigen markanten Punkten zum Beispiel im Regierungsviertel oder am Potsdamer Platz wirklich glatt und schnell. Lediglich an manchen Stellen mit Bahnschienen war Vorsicht angesagt. Es hat also einen riesen Spass gemacht in schnellem Tempo durch die Stadt zu fahren.

Irgendwann wurde es dann aber schwerer, die Beine haben angefangen zu brennen und ich habe versucht mich immer noch ein wenig kleiner zu machen und im Windschatten zu verstecken. Mit meinen 1,70 ging das gut, der 1,85 Typ vor mir hat es aber trotzdem zwischendurch geschafft kleiner zu sein als ich.

Ab KM 38 sind wir dann zerfallen und die ersten beiden konnten das Tempo nicht mehr mitgehen. Bei der letzten Wasserstationen habe ich noch einen Becher mitgenommen, hab es dann aber auch nicht mehr geschafft, wieder an meine Gruppe ranzukommen.

Um das Müllaufkommen zu reduzieren hat der Veranstalter dazu aufgerufen Trinksysteme und Flaschen in der Trikottasche zu nutzen. Entsprechend gab es nur drei Verpflegungspunkte. Den ersten habe ich ausgelassen, Nummer zwei und drei habe ich genutzt, um noch eine Reserve in meiner Flsche zu behalten.

Die jungen Damen im Schüleralter an Station Zwei haben die Becherübergabe wirklich sehr gut gemacht, am Anfang der Station warten, Blickkontakt zum Skater aufnehmen, mit Becher loslaufen und dann klappt auch die Becherübergabe bei 25 – 30km/h. Der Mittvierziger an der letzten Station hat sich allerdings für die Variante „Stehenbleiben und Becher gut festhalten“ entschieden, die Bremswirkung war doch erheblich…

Die letzten beiden Kilometer habe ich mich durchgekämpft, der Strassenbelag auf „Unter den Linden“ in Richtung Brandenburger Tor war glatt und schnell. Bei der Durchfahrt durch das Brandenburger Tor war aber ein letztes Mal Konzentration angesagt, um auf dem Kopfsteinpflaster nicht noch vor großem Publikum zu stürzen. Als Zieleinlaufmusik hat der DJ für mich Whitney Houston ausgesucht, nicht ganz mein Musikstil, aber trotzdem motivierend. 😉

Im Ziel gab es erstmal keine Medaillen, wir waren lustigerweise zu schnell bzw. die Medaillen noch auf der Autobahn und erst um 17:30 da ….der Zoll in Rotterdam war wohl nicht ganz unbeteiligt. Vielen Dank aber an den Mitarbeiter der Orga, der morgens von Berlin nach Rotterdam und wieder zurück gefahren ist, um mit dem Zoll zu verhandeln.

Aber dafür gab es ausreichend Bier (alkoholfrei), paßt also.

Am Ende war ich in 1:35h Nettozeit im Ziel und mit der Zeit eigentlich Recht zufrieden. Besonders weil es mein erstes Rennen auf Inlineskates war und ich mit einer langsameren Zielzeit gerechnet habe. Was gesperrte Strassen nicht alles ausmachen können. Spass hat es auch gemacht und zwar ordentlich!

Wesentliche Erkenntnis ist aber, dass 5 Paar Inline Skates nicht reichen, ähnlich wie bei Fahrrädern ist die ideale Anzahl von Skates anscheinend n+1. Ich brauche also Speedskates….

Markus Timpner