4×2….it’s Lago-Time!

 Schnee, Regen, Kälte, stundenlange Einheiten auf der Rolle, wenig Sonne, viele Wolken….

All das sollte hinter mir liegen, wenn mein Blick das erste Mal über die nördliche Spitze des Gardasee’s schweift….lange ersehnt würde eben dieser Moment, in der ersten Kurve von Nago hinunter auf Torbole das Ende der Trainings-und den Beginn der Wettkampfperiode einläuten. Sonne pur, guter Kaffee, in kurz-kurz über die Trails perlen, ohne Armlinge in der Eisdiele sitzen und im Anschluss über das Gelände des FSA BIKE-Festivals in Riva flanieren.

So war der Plan. Dachte ich mir so. Und zwar den ganzen Winter über. Nun…. irgendwie war es dann auch so. Aber auch irgendwie nicht. Hierzu gleich mehr.

Da die Erfahrungen mit dem Ende des Winters Anfang Mai – besonders in den Alpen – recht speziell sind, haben wir zur Sicherheit vor unserer Abreise die Winterreifen nicht gegen die Sommerschlappen getauscht. Frei nach dem Motto: „Lieber Gummi-statt Bodenhaftung verlieren.“

Beim Anblick des Alpenpanoramas war dies auch keine allzu schlechte Entscheidung….

Wir starteten schon gegen 4:30Uhr von Heidelberg in Richtung Riva und kamen ohne großen Verkehr gut durch bis zur Abfahrt in Roveretto. Zack. Da war er dann doch. Stau. Im Tunnel. Auf der Umgehungsstraße. Autos soweit das Auge reichte. Alle in Kriech- und Parkposition.

Die Entscheidung war recht schnell gefallen. Runter von der Straße, rauf auf den Berg. Erst mit dem Auto, dann zu Fuß und mit dem Rad. Lieber jetzt eine Runde Sport, als im Stau stehen. Während sich Jess samt Hund für eine Wanderung entschloss, ließ ich die Pedale kreiseln am Monte Velo. Geplant war ein Treffen an unserer Unterkunft in Riva am späteren Nachmittag.

Also: los ging’s. Hoch und runter bei wärmender Sonne. Jawohl-so hatte ich mir das vorgestellt!

Nach einer Abfahrt auf dem Naranch Trail erreichte ich Nago. Yesss da war er: MEIN persönlicher Top 3 Blick auf den Lago. Daaaa-da war er!!!! Endlich…es ist Sommer…dachte ich.  Weiter pedaliert durch Torbole am See entlang, entschloss ich mich zu einer Runde über die Brione Trails.

Was ein Wetter! Man merkte zwar, es ist Festivalzeit. Jedoch war es noch die Ruhe vor dem Sturm. Noch waren nicht allzu viele Besucher vor Ort, denn das Spektakel sollte erst zwei Tage später beginnen.

Den ersten Bike-Tag ließen wir dann bei einem alkoholfreien Bier ausklingen und freuten uns riesig, alte Bekannte wiederzutreffen.
Am nächsten Morgen erfreute uns ein sonniger Blick von unserem Balkon.

Nach dem Frühstück schwangen wir uns auf’s Bike, in Richtung Varone, um die Strecke für Samstag zu besichtigen. Auch in diesem Jahr wollte ich wieder auf der kürzesten aller beim Bike Festival  angebotenen Marathon-Distanzen starten . Die Ronda Facile hat zwar „nur“ 28km, diese haben es aber mit ihren über 700 Höhenmetern ganz schön in sich. Jedoch sollte die Streckenführung – im Gegensatz zu den drei weiteren Strecken – unverändert zu den Vorjahren bleiben.

Bevor wir los fuhren warnte mich mein guter Freund Ralf vom KS Trek Team noch vor. Auf einer der beiden etwas technischeren Abfahrten lag ein Baum quer. Prima dachte ich. Hier wird’s dann einen schönen Stau geben, sollte der Baum am Renntag noch liegen. Nun-an besagter Stelle „lag“ der Baum auch immernoch, als wir dort ankamen. Er befand sich aber eher in Kopfhöhe…was das Szenario in meinem Kopf in Voraussicht auf den Renntag nicht besser machte….abwarten.

Zum Abschluss der Ausfahrt gab es den heiß ersehnten Cappuccino im Cafe Trentino. In kurz-kurz. So hatte ich mir das vorgestellt. Ein Träumchen!

Am nächsten Tag….war Regen angesagt…. Nicht so schlimm, dachte ich mir. Das Festival öffnete in Riva seine Tore. Somit war für Unterhaltung gesorgt.

Nach dem Frühstück (wie der konzentrierte Leser erkennt: Frühstück=sehr wichtig (wurde schon zum zweiten Mal erwähnt) machten wir uns zu Fuß auf nach Riva. Relativ zügig wollten wir die Startunterlagen abholen gehen. Zudem mußte ich noch meinen Pressepass bei der Akkreditierung abholen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Kirsten Elschner für die tolle Arbeit als Presse-Verantwortliche bedanken!

Nachdem wir alle Unterlagen in Empfang genommen haben, stand eine erste Erkundungstour des Festival-Geländes auf dem Programm.


Das Gelände hatte sich mittlerweile schon ordentlich gefüllt. Fleissig beäugten wir die Stände der unzähligen Austeller.  Vom kleinen italienischen Helm-und Sonnenbrillen-Hersteller NEON bis zum riesengroßen Stand der Firma Schwalbe war alles dabei. Nicht mehr wegzudenken ist die E-Bike Sparte. Wie man dies findet bleibt Geschmackssache. Fakt ist: man könnte den Eindruck gewinnen, es handle sich um ein E-Bike-Festival. Die unmotorisierten Bikes scheinen manchmal schon wie bunte Exoten. Nun. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Nicht-E-Biker nicht irgendwann aussterben.

Nach so vielen Eindrücken traten wir den Rückweg in unser temporäres zu Hause an und genossen das Abendessen unter Freunden. Natürlich nach der Rennen-Rad-Vorbereitungs-Routine der Bikes .

In der Nacht hörte es zu regnen auf. Somit sollte die Strecke am nächsten Morgen nicht zu rutschig sein.

RACEDAY!

 So. Was soll ich sagen. Raus aus dem Bett, Frühstück, ab in die Renn-Klamotten. Das Warmfahren wurde auf der Ponale-Straße absolviert.

Seit der „Renovierung“ der Kult-Straße kann man hier schon fast mit dem Rennrad rollen. Irgendwie schade. Aber die Aussicht grandios!!!! Der perfekte Blick auf den strahlend blauen Lago! So kann der Renn-Tag beginnen.

Nun war’s soweit. Ab in die Startbox.

Die Stimmung war super! Ich hatte auch einen recht guten Startplatz ergattert. Dann kam die kleine Ernüchterung….NEUTRALISIERTER Start auf den ersten 5km bis zum Anstieg in Varone!!! Wie bitte?! Ein allgemeines Murren machte sich nach dem Startschuss breit.

PENG!

Beständiges Beschleunigen und Bremsen, vollste Konzentration, sich nicht langzulegen. Spitze. Übrigens gab es dieses Vorgehen nur auf der Ronda Facile. Die anderen drei Strecken blieben von diesem Happening „verschont“. Dafür gab es hier wohl recht spezielle Streckenergänzungen mit teilweise sehr technischen Passagen. Bedenkt man den Regen in der Nacht zuvor in der Kombination mit den weißen „Seifensteinen“ (die kennt jeder, der schon mal im Norden des Lago‘s biken war), weiß man: OBACHT war angesagt.

Aber zurück zum eigentlichen Rennverlauf. Ich fühlte mich ganz gut und ließ es rollen.  Gespannt war ich auf die erste Abfahrt. Ja genau-die mit dem Baum. Jo. Der war weg. Dafür gab es rutschige Steine mit Wurzeln und direkt damit zusammenhängenden Stau. Ich kam halbwegs gut durch, griff den zweiten Anstieg an und hatte plötzlich Gesellschaft von zwei Mädels aus dem Rocky Mountain Team. Eine davon war mir wohl bekannt und ich freute mich richtig über die Beiden. Als Dreier-Team donnerten wir in die zweite Abfahrt. In perfekter Zusammenarbeit-immer schön im Wechsel im Wind-zirkelten wir in Richtung Arco. Letzter Anstieg in vollem Anschlag hoch durch die Altstadt, ab in die Weinberge wieder runter und auf zum Endspurt nach Riva. In einiger Entfernung tauchte vor uns eine Fahrerin auf, die wir nach weiteren Minuten einsammelten. Nun waren wir zu Viert. Ich dachte mir noch… die könnte in meiner Altersklasse sein. War mir aber nicht ganz sicher.

Dann…passierte es. Auf dem Radweg zurück zum Festival-Gelände führte ich die Gruppe an. An einer Stelle gabelte sich die Strecke. Zack-ich falsch abgebogen die anderen geradeaus weiter. Ein Fahrfehler an einer mir wohlbekannten Stelle! Schöner Mist…

Es half nix-ich kam trotz Vollgas nicht mehr ran an die Gruppe. Ein paar hundert Meter vorm Ziel…

Nun…ich mache es kurz: um 11 Sekunden Platz 1 AK verschenkt. Und Platz 4 gesamt wäre auch drin gewesen. Denn ja: wie ich es geahnt hatte: die von uns eingesammelte Sportlerin war tatsächlich in meiner Altersklasse.

Nichtsdestotrotz: ich war mit meiner Leistung wirklich zufrieden. Die Siegerin hatte das oberste Treppchen auch mehr als verdient. Wir hatten es zu Dritt auch um Einiges leichter als sie alleine im Wind.

So war das Resümee nach dem Rennen in zwei Zahlen zusammengefasst: 4×2

Auf dem Bild fehlt eine Siegerehrungs-Brettchen…2014 gab es „nur“ Preise J

Die folgenden Tage waren geprägt von einem Wettermedley. Sonne, Regen, Schneee. Wir machten das Beste daraus, genossen die Dolce Vita bei Kaffee und Kuchen, gingen shoppen…



In der Nacht hatte es bis etwa 150m oberhalb des Hauses herunter geschneit. Und dies im Mai. Auf dem etwas vorzeitiger angetretenen Heimweg   lohnten sich dann die Winterreifen. Schnee am Brenner und am Fernpass.

Wie schon eingangs erwähnt: lieber etwas Reifengummi als das Leben riskieren.

Doch eins ist klar und wird auch bleiben: morgen ist nicht aller Tage-wir kommen wieder-keine Frage!

Kette steuerbord,

Marianne a.k.a Nina