Die Geschichte ist normalerweise schnell erzählt, ich melde mich an, trainiere, laufe einen Marathon und komme mehr oder weniger geplant ins Ziel.
Aber so war es diesmal nicht.
Kurze Vorgeschichte: Ich war im Dezember in Namibia zu einem Mountainbike Rennen, dem Desert Dash, danach nahm ich an einer achtwöchigen Sportstudie teil. Ich kann also sagen, dass ich gut trainiert aus dem Winter kam. Soweit gut bis Anfang März!
Bei einer Trainingseinheit passierte dann das, was ich bis heute nicht richtig glauben kann, ich brach mir beim Faszientraining eine Rippe mit dieser Sch…rolle!! Nach einigen Arztterminen und CT stand die Diagnose auch unwiderruflich fest. Die elfte Rippe, die erste, die nicht mehr mit dem Brustbein verbunden ist und bei mir dann so irgendwie lose im Gewebe hing, ich kann das nicht anders beschreiben, wollte ewig nicht heilen. Stell mal eine Rippe ruhig, ohne atmen, das geht einfach nicht. Alles versucht, aber außer Radfahren mit Brustkorbbandage ging nichts mehr, weder Schwimmen, noch Laufen, noch Athletik oder Gerätetraining.
Also, fuhr ich Rad, wollte ja auch meinen Spaß haben und nachdem der erste Halbmarathon im April absolut nicht zu realisieren war, konnte ich mich wenigstens auf das Trainingslager in Südtirol freuen.
Nach circa zehn Wochen Pause, eine nicht enden wollende Zeit, stand er dann an, letzter Urlaubstag, Regensburg Marathon!
Ok, aufgeben liegt mir nicht im Blut und so wollte ich es wenigstens versuchen, ein leicht seltsames Gefühl war das schon, weil meine letzte Laufeinheit schon zwei Monate her war, sowas hab ich auch noch nie gemacht. Am Sonntagmorgen um sechs Uhr machte ich mich dann auf den Weg nach Regensburg , nach einer unruhigen Nacht, das Kribbeln war noch immer dasselbe wie vor jedem Wettkampf!
Ich kam bei schönstem Wetter in einer traumhaft schönen Stadt an, Weltkulturerbe eben, holte meine Startunterlagen und machte die Dinge, die wohl jeder Läufer vor einem Start tut, um eine Stunde totzuschlagen. Eine gewisse Nervosität war nicht zu leugnen, aber ich blieb realistisch und stelle mich am Start zum 3:45 Pacemaker. Nach einem klärenden Gespräch mit einem Rettungssanitäter entschied ich mich dann auch dafür, mit der Brustkorbbandage zu laufen, auch wenn das Atmen damit schwerer fällt, aber Sicherheit geht einfach vor!
Nach dem Startschuss ging alles wie gewohnt, einfach nur laufen. Ich kann jedem nur empfehlen, diesem Marathon mal zu bezwingen, bei Traumwetter, auch wenn die Temperaturen um elf Uhr schon die dreißig Grad Marke sprengten, liefen wir durch eine wunderschöne Altstadt, ohne auch nur den Hauch von Schatten. Die Menschen am Straßenrand kühlten die Läufer mit Wasserschläuchen, es war einfach toll. Das unglaublich begeisterte Publikum feuerte die Läufer schon nach dem Start an und das sollte sich auch bis zum Schluss nicht ändern. Ich beschloss für mich, dass wenn es nicht anders geht, nur eine Runde zu laufen, statt der zwei Runden für den Marathon.
Die Frage war dann nur noch die: Kann man einen Marathon laufen, nach zwei Monaten Laufpause und mit einer Brustkorbbandage?
Ja das geht! Ab Kilometer 28 war dann alles nur noch Kopfsache und ich wusste tief in mir, dass ich die zweite Runde auch schaffe, irgendwie.
Ich kam nach 3:46 ins Ziel, meine schlechteste Zeit bisher, aber unter diesen Voraussetzungen mehr als zufrieden, machte ich noch den 114. Platz von über 500 Startern.
Ich werde ganz sicher zwei Zehennägel verlieren, durch das Tragen der falschen Socken, aber das ist nebensächlich.
Drei Tage ist das jetzt her, ich regeneriere sehr gut, bin nahezu schmerzfrei, und war heute auch seit Monaten wieder schwimmen, alles braucht eben seine Zeit.
Viele Grüße aus dem Süden der Republik,
Thomas Werthmann