Riesenerfolg für beim 24h Radrennen in Kelheim ! „Das Original auf der Straße“ genießt inzwischen Kultstatus in der Radsportszene und ist sportliches, sowie kulturelles Highlight zugleich.
Über DAS Rennen brauche ich gar nicht viele Worte zu verlieren, denn jeder kennt es und jeder will dabei sein. Besonders für mich war es eine willkommene Alternative, nachdem ich schon zu oft am Nürburgring gestartet bin und zahlreiche Wetterkapriolen über mich ergehen lassen musste. Für viele ist es der absolute Höhepunkt des Jahres. Die Runde: 16,4 km lang, 180 Höhenmeter, Start in Kelheim, direkt nach dem Start der erste Berg zur Befreiungshalle, nach einer kurzen Erholungsphase Berg 2: der Stausacker, danach die Abfahrt nach Essing, am Ende geht’s auf der Bundesstraße zurück nach Kelheim (normalerweise Radfahrverbot), final geht’s durchs Stadttor über Kopfsteinpflaster durchs Festzelt in die Wechselzone oder für die Solofahrer eine Wende um den Stadtbrunnen.
Ziel ist es natürlich möglichst viele Runden und möglichst schnell zu fahren. Start ist am Samstag 14:00 Uhr, Ziel am Sonntag 14:00 Uhr. Wichtig zu wissen: es zählen nur vor 14:00 Uhr komplett beendete Runden.
Nach meinem Debüt 2015 in Kelheim als Teamfahrer wollte ich es jetzt wissen. Das muss doch auch alleine machbar sein!!
Wie kann man so bekloppt sein, sich das anzutun. Egal – Starten, nicht nachdenken, treten, treten, treten. So wird es schon klappen. Irgendwie ins Ziel kommen wollte ich. Allein, ohne Betreuer, eigentlich kaum zu realisieren. An all das musste ich denken, am Samstag, kurz vor dem Start, im Regen. Super, gleich mit nassen Klamotten ins Rennen gehen. Was für ein Spaß. Das wird ewig dauern bis die Teile wieder trocken sind. Macht ja nichts, dass Rennen geht ja schließlich 24 Stunden. Dann war es soweit. Der Startcountdown mit AC/DC Hells Bells riss mich aus meinen Gedanken. Antreten.
Wie war noch mal die Rennstrategie? Möglichst schnell radeln und so wenig Pausen machen wie möglich. Super Strategie! Da musste erstmal drauf kommen! Ah ja und nicht zu schnell angehen. Vor allem am Berg. Soweit der Plan. Dann mal los…
Mein Lager hatte ich am Parkplatz Aumühle, dämliche Idee, jedes Mal mit dem Rad durch die Absperrung, über den Gegenverkehr, aber krieg mal am Samstagvormittag noch einen brauchbaren Parkplatz. Ich hatte auch an alles gedacht – Kohlenhydrate, Wasser, Cola, Guaranakapseln, Fresubin (mittlerweile ein ständiger Begleiter), Ersatzteile und Ladegeräte.
Die ersten Runden liefen dann ganz gut. Ich war nicht in der Gruppe der Top-Einzelfahrer, aber das war auch nicht mein Plan. Mein Ziel 35 Runden plus. Konnte mich aber recht schnell davon verabschieden, weil der Weg zum Fahrzeug bescheuert gewählt war. Rundenzeiten um die 30 Minuten fahren. Der Regen war auch vorbei und die Straße trocknete zügig ab. Na also ging doch.
Den ersten längeren Stopp werde ich erst gegen 20:30 machen. Beleuchtung und Warnweste holen. So kam es auch. Noch kurz Pinkeln und dann weiter in die Nacht. Bis dahin hielt ich auch gut einen 28er Schnitt, aber die Nacht fordert jeden. Die Rundenzeiten waren nun über 30 Minuten. Wo sind die ganzen schnellen Gruppen geblieben? Keine Windschattenspender weit und breit. Irgendwie komme ich immer alleine am “Col de Stausacker” oben an. Ich hatte das Gefühl, das alle außer mir schlafen gegangen sind.
Sonntag 3:00 Uhr Akkuwechsel, war klar, dass die nicht die ganze Nacht schaffen, aber ich kam besser durch die Nacht, als die Lampen, fast ein Glücksmoment. Die Zuschauer, die dich die ganze Nacht im Festzelt anfeuerten, waren schon lange weg. Aber, es war unglaublich!! Am Stausacker Berg machten Leute am Straßenrand Party bis locker 5 Uhr früh, es war ein motivierender Hochgenuss, immer wieder da vorbei zu fahren.
Sie liefen sogar ein Stück mit und fragten immer wieder, ob man was brauchte. 4:30 der Horizont wird langsam hell und ich sehne den Sonnenaufgang herbei. 6:00 Uhr früh Halt am Stausacker Berg, runter mit der Warnweste, ich schwitze wie ein Schwein unter diesem Teil. Beleuchtung ausschalten und weiter. Irgendwie hab ich mich bei den Runden verzählt und total den Überblick verloren.
Gegen acht wechsle ich nochmal die Klamotte, es wird zu warm für Langarm. Die Zeit des Wolfes ist vorüber und die Kräfte kehren zurück, die Fahrer auch, die Strecke wird wieder voller. Der Rest verschwindet, ich hatte während des Tretens Sekundenschlaf am Rad und zog immer weiter zur Mittellinie, bis andere Fahrer hinter mir riefen, und das kam mehr als einmal vor, die Nacht fordert ihren Tribut!! Nachdem ich dann noch Halluzinationen bekam, und am Straßenrand Dinge sah, die gar nicht da waren, wollte ich nur noch das Ding beenden.
So in jeder dritten Runde hatte ich dann auch das Glück, mal einen Windschatten zu genießen, aber im Regelfall war es eine One Man Show, so wie ich es gewohnt bin.
Ich hatte gute Bekannte am Straßenrand gefunden, die mit mir 2016 Trondheim – Oslo gefahren sind, wo ich meine Rundendifferenz und Wasserversorgung aktualisieren konnte. Ich kam ins Ziel, leider nicht so gut, wie ich wollte, aber für einen Alleingang absolut zufrieden.
In Zahlen: 34 Runden, 557 km, 25,6km/h, 6877 Höhenmeter, und irgendwas um die 9000 Kalorien. Also ein sauberer Platz 32 von ca. 190 Einzelstartern!
Fazit: Es gibt viel zu verbessern und das war bestimmt nicht mein letztes Mal!!
Viele Grüße aus dem Süden der Republik,
Thomas Werthmann