1, 2, 3, ganz viele – so oder ähnlich muss es am Renntag in meinem Kopf ausgesehen haben, aber dazu später mehr.
Circuit Cycling auf dem Hockenheimring, das sollte mein erstes Straßenradrennen seit fast 20 Jahren werden. Entsprechend aufgeregt und nervös ging ich an den Start, da ich meine eigene Leistung überhaupt nicht einschätzen konnte.
Ich war für die vierte und letzte Startgruppe eingeteilt, die Startgruppen A und B waren den Fahrern der langen Distanz vorbehalten, die Startgruppen C und D wurden aus den Teilnehmern des 60km-Sprints gebildet.
Drei Minuten nach den ersten Fahrern ging es endlich an den Start. Nach dem ersten Startgetümmel bildete sich schnell eine Spitzengruppe, mit der ich problemlos mithalten konnte. Die Gruppe arbeitete gut zusammen und so waren auf der langen Gerade zur Spitzkehre bei leichtem Rückenwind stellenweise Geschwindigkeiten von weit über 50 km/h möglich.
Die breite Rennstrecke mit dem griffigen Asphalt war sehr schön zu fahren, bis auf die Spitzkehre waren eigentlich alle Kurven voll zu fahren.
Daher dauerte es auch nicht lange, bis wir die ersten Fahrer aus der Startgruppe C eingeholt hatten. Bald kamen auch vereinzelt zurückfallende Fahrer der Startgruppen A und B in Sichtweite, die wir überholten oder eingesammelten. Auf diese Weise bildete sich gegen Mitte des Rennens eine etwa 30 Fahrer starke Gruppe aus Fahrern aller vier Startgruppen. In dieser Gruppe konnte ich das hohe Tempo bis zum Rennende mitgehen.
In der Runde 9 reduzierte sich die Geschwindigkeit merklich, meinem Tempo-Vorstoß folgte kein weiterer Fahrer. Plötzlich war ich alleine und daher versuchte ich, die vor mir fahrende Gruppe zu erreichen.
Kaum hatte ich diese Gruppe erreicht, schlossen auch die anderen Fahrer auf und die ursprüngliche Gruppierung fuhr wieder zusammen.
An der Spitze dieses Nachführ-Felds überquerte ich die Ziellinie am Ende der 11. Runde und der Streckensprecher rief die letzte Runde aus.
Es folgten einige Positionskämpfe und abschließend der Schlussprint. Leider war ich ein wenig eingeklemmt und konnte keine Positionen gut machen.
Nach der Überquerung der Ziellinie mussten wir die Strecke zügig verlassen, um den Fahrern der parallel gestarteten langen Distanz nicht im Weg zu stehen.
Was folgte, war die Erkenntnis, dass Denken weit jenseits der aeroben Schwelle mitunter schwierig werden kann. Denn während ich durch die Auslaufzonen ausrollte, fiel mein Blick auf den Tacho. Die dort angezeigte Distanz war selbst bei groben Ungenauigkeiten deutlich zu wenig für ein 60km-Rennen.
Ein Blick auf die Ergebnislisten brachte dann die Gewissheit, dass ich eine Runde zu wenig gefahren bin und daher nicht in Wertung aufgenommen wurde.
Trotzdem bin ich am Ende des Tages mit einem guten Gefühl nach Hause gefahren, denn ganz offensichtlich brauche ich meine gerade erst gestartete zweite Rennkarriere nicht an den Nagel hängen.
Addiere ich meine schlechteste Rundenzeit zu den gefahrenen Runden dazu, hätte ich damit Platz 23 von 56 in der AK-Wertung erreicht. Für ein erstes Rennen nach fast 20 Jahren Rennrad-Abstinenz also ein durchaus akzeptables Ergebnis!