Race 24 Kelheim – 13./14. Juli 2019

Die Kreisstadt Kelheim war am 13./14. Juli zum 23. Mal Schauplatz des traditionellen 24 Stunden-Radrennens. Das „Original auf der Straße“ – wie das Race offiziell gern genannt wird – genießt weit über Bayerns Grenzen hinaus einen legendären Ruf. Die Großveranstaltung hält die ganze Stadt in Atem, es herrscht absoluter Ausnahmezustand. Kein Wunder, dass vielen Teilnehmern die Rennradregion im Bayerischen Jura geläufig ist. Die Wittelsbacher Stadt am Ausgang des Donaudurchbruchs unterhalb des Michelsberges an der Mündung der Altmühl in die Donau wird von Rennradfahrern gerne angesteuert.

Für die hartgesottenen Teilnehmer wie für die Fans, Freunde und sonstigen Zaungäste schlagen die Emotionen hohe Wellen. Die Faszination, bei der der Funke zwischen Akteure und Zuschauer häufig überspringt ist außergewöhnlich. Tausende Besucher – gepaart mit dem bunten Mix von Amateur-Rennfahrern, Hobby-Athleten und Just for Fun-Teilnehmern – verleihen dem Radsportfest ihr unvergleichliches Flair. Zu den beliebtesten Hotspots zählt der »Col de Stausacker« – wo around the clock Partystimmung herrscht – die Alleestraße nahe der Brücke über die Altmühl sowie die von Sperrgittern eingezäunte gepflasterte Ludwigstraße zwischen Mittertor und Bierzelt. Als eigentlicher Kulminationspunkt bietet die Wechselzone am Ludwigsplatz einen echten “Bühnenplatz”.

Einzig Petrus erwies sich bis zum Eintritt der Dämmerung am Samstag als Spielverderber. Doch auch wenn das Wetter mit kurzzeitigen sintflutartigen Regengüssen nicht unbedingt der Burner war, tat es der Stimmung keinen Abbruch.

Leider gab es auch unerfreuliche Ereignisse, die jedoch nicht dem Veranstalter anzulasten sind.  Es  entfaltete Sonntagnacht gegen 1.00 Uhr ein bislang Unbekannter eine beispiellose kriminelle Energie, bei dem der Übeltäter sowohl auf der Abfahrt Richtung Essing als auch der Zufahrt zum Fahrerlager Niederdörfel Reißnägel verstreute. Nicht auszudenken was hätte passieren können, wo die Fahrer bzw. Pulks Spitzengeschwindigkeiten von gut 70 km/h erreichen. Eine perfide Tat mit der vorsätzlich die Gefahr für Leib und Leben der Sportler in Kauf genommen wurde. Glücklicherweise gab es keine Stürze, wenngleich mehrere Plattfüße zu beklagen waren. Um dem Täter das Handwerk zu legen ist jeder der verdächtige Beobachtungen gemacht hat oder sachdienliche Hinweise geben kann aufgerufen es der Polizei zu melden.

Weitere Taten sorgten für Negativschlagzeilen. Unbekannte entwendeten in den umfunktionierten Fahrerlagern Niederdörfl und Aumühle drei hochwertige Räder im Gesamtwert von 11.600 Euro. Bleibt zu hoffen, dass die Diebstähle Teilnehmer sensibilisiert und künftig entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.

Die Frage, warum ich mir das schon wieder antue, ist bis jetzt nicht geklärt, aber die einzigartige Stimmung der Veranstaltung lies mich erneut antreten. Gleichwohl der Alleingang des letzten Jahres mir viele Freunde einbrachte, die mich dieses Jahr unterstützen und betreuen wollten, stand ein Jahr später keiner mehr zu seinem Wort! Also schon aus dem Grund startete ich erneut alleine zum Rennen, jetzt erst recht!!

Eine Runde mehr war mein Ziel, doch heftigste Regenschauer vom Start bis abends gegen 19 Uhr, vermiesten mir einen Großteil des Rennens. Also biss ich mich durch und drehte meine Runden. In jeder Runde den Berg hoch stopfe ich mir was zu essen rein und bergab kaute ich… die Taktik ging auch sehr lange gut. Gegen halb neun Uhr abends gönnte ich mir eine kleine Pause, raus aus den nassen Sachen, Lampen anbauen, Warnweste, und warme Klamotten anziehen, denn es war nachts schon empfindlich kühl geworden. Kalte Pestonudeln vom Vortag waren eine willkommene Abwechslung zu dem süßen Riegeln und Gel´s. Weiter aufs Rad, hatte ich doch meinen Stellplatz um einiges vorteilhaftes gewählt, als im Vorjahr. Irgendwann gegen 2 oder 3 Uhr morgens wechselte ich endlich die nassen Schuhe, war die Straße doch endlich abgetrocknet.  So kurbelte ich die Nacht durch, wo sich etliche Teilnehmer mal raus nahmen, um etwas zu schlafen, da macht man Plätze gut.

Die Guarana Kapseln mit Cola taten ihre Wirkung, und ich schaffte es, das „Wachlevel“ bis um vier Uhr zu halten. Aber irgendwann verlangt der Körper mehr, und ich musste mich eine halbe Stunde zum Essen raus nehmen.  Ich aß den Rest der Nudeln, und drei Flasche Fresubin, und mir wurde einfach nur richtig schlecht. Alles drin behalten, war jetzt das wichtigste!!

Leider musste ich noch eine halbe Stunde Pause verlängern, bis es meinem Magen wieder besser ging. Um irgendwie fünf Uhr, oder so, schwang ich mich wieder auf mein Bike, und trat den Rest an. Warten auf den Sonnenaufgang, endlich die Warnweste loswerden, unter der man schwitzt wie ein Schwein!

Der Rest ist schnell erzählt, ich war so durch mit allem, dass ich mir schon Gründe zusammen suchte, um aufzuhören. Regen, war einer der Hauptbestandteile. Aber es regnete nicht mehr, also weiter fahren. Irgendwann ist es nur noch Kopfsache. Ich lese auch immer wieder den Bericht vom letzten Jahr, es ist immer dasselbe, Runden drehen, soweit es geht. Die Party am Stausacker Berg hielt weit über den Sonnenaufgang und motiviert auch nach dreißig Runden noch. Die empfindlich kalte Nacht weicht dem Tag und ich entscheide mich, Langarm zu fahren bis zum Schluss, die Müdigkeit und die Kälte wollen das einfach so.

Irgendwann ist jedes Rennen vorbei, und ich treffe in der vorletzten Runde noch einen Freund, wir ballern bis ins Festzelt, er ist fertig, ich nicht! Teamfahrer, mittlerweile beneidenswert. Meine letzte Runde steht an, ich weiß, dass ich keine weitere schaffen werde, und weil es Petrus so will, werde ich in der letzten Runde auch nochmal so richtig schön nass. Der Himmel hat schlagartig alle Schleusen geöffnet, aber kurz genug, das einem das Wasser aus den Schuhen läuft. Ich beendete das Rennen, sah mir noch die Siegerlisten an, und kehrte zu meinem Stellplatz zurück. Noch schnell Duschen und dann nach Hause fahren. Alles in allem war ich abends um sechs im Bett, total erschöpft, denn am Montag musste ich ja wieder um halb fünf raus.

In Zahlen: 33 Runden, 541 km, 26,3km/h, 6673 Höhenmeter, und irgendwas um die 9000 Kalorien. Also ein sauberer Platz 23 von ca. 190 Einzelstartern! Eine Runde weniger, als im letzten Jahr, was ich dem Regen verdanke, aber trotzdem 9 Plätze gut gemacht!

Viele Grüße aus dem Süden der Republik, Thomas