Mehr Läufe und Meer für Seele und Sinne

Seit Mai gehört für mich der monatliche Langstreckenlauf zur wärmeren Jahreshälfte wie das Blätterkleid an die Laubbäume.

Mai und Marathon passt zwar von der Klangfarbe her ideal zusammen, mir passt und reicht jedoch die halbe Strecke mit besonderer Wertschätzung einer reizvollen Streckenführung.

Der Lillebaelthalvmarathon hat seinen Start in Middelfart (nein, nicht an die englische Sprache denken!) auf Fünen, und führt dann über die Gamle Lillebaeltbro auf das Festland und nach einer Schleife mit ein paar deutlichen Höhenmetern über die selbe Brücke wieder auf die Insel.
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Um nicht weiter aufzufallen, schlüpfte ich chamäleongleich in die im Starterbeutel vorgefundenen Laufklamotten,  befestigte die individualisierte Startnummer und quetschte mich in einen Startblock weit hinten zwischen die über 10 000 Starter.
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Es war echt mit Hindernissen verbunden, erstmal vom Gehen ins Laufen zu kommen, und das friedliche dennoch unbeholfene Gedränge brauchte etliche Kilometer, um sich zu entzerren. Hier sei anzumerken, dass der Einsatz von Deodarant bei dänischen Laufenthusiasten deutlich verbreiteter ist als bei uns, wo ich mir des öfteren eine Gasmaske gewünscht hatte.

Bei gleißender Sonne liefen 8385 Teilnehmer/innen am 7.Mai ins Ziel, nachdem sie von „Highway To Hell“- live gespielt-und leibhaftigen Teufelinnen zunächst über die Brücke zur höllisch harten Festlandrunde getrieben wurden, um dann bei der zweiten Querung von Engeln auf die letzten leicht abschüssigen Kilometer geleitet zu werden.
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Die Frühjahrshitze machte auch mir ganz schön Dampf, es fehlten die Schwämme mit Kaltwasser, so schüttete ich mir denn auch den einen oder anderen Becher über’n Kopf. Das wurde zwar schräg beäugt, aber zumindest musste sich kein Sanitäter wegen Hitzekollaps oder was auch immer um mich kümmern. Anderen erging es nicht so gut, und ich sah viele erschöpft am Rand im Schatten sitzen, Gehpausen einlegen, oder sogar von der Ambulanz aufgesammelt.

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Im Ziel gab es dann für mich nach zwei Stunden und drei Minuten Brot, Obst, Limo und…frisch gezapftes Bier. Für den nicht ganz auszuschließenden Fall von zuviel Bier und Sonne haben die umsichtigen Veranstalter extra Wegweiser aufgestellt:
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Midtfjellet Halvmarathon am 18.06. in Fitjar, Norwegen
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Meine Urlaubsplanung beinhaltete einerseits das Entdecken mir unbekannter Orte in Norwegen, sowie Teilnahme an einem Lauf und das Erlebnis Mitternachtslicht zur Sonnwende.

Und selbstverständlich Baden im Meer. Auf letzteres hatte ich weit oben während des Halbmarathon immer wieder den Weitblick. Eigentlich hatte ich den Lauf ausgewählt, weil ich dachte, er wäre gut besucht…

In der Ausschreibung stand nur etwas von zwei Strecken, Halbmarathon und 7,4 km, viel zu kurz für eine so weite Anreise, sowie  Preisgeld von 5000 NOK für die Erstplatzierten der Langstrecke mit weiteren fetten Geldpreisen für die zweit-und drittplatzierten.
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Midtfjellet ist ein Energielieferant mit eigenem Windturbinenpark, dessen Wege die Hochebene erst befahrbar machten, und in Kooperation mit Fitjar Idrettslaeg diese Veranstaltung erst ermöglichte. Ansonsten gäbe es dort nur unwegsame Singletrails, die für Crossläufer und Mountainbiker gleichermaßen interessant sind, sich aber mit soliden Wanderstiefeln am besten genießen lassen.

Nach dem gemeinsamen Start aller Läufer trennte sich das“Feld“ und nur knapp zwei Dutzend liefen Halbmarathon. Ein recht einsamer Lauf, den ich immer wieder durch schnelles Bergaufgehen unterbrach, denn beim Laufen war ich erstens an steilen Anstiegen nicht schneller, und zweitens pumpte mein Herz weniger hektisch.  Nach 2:19 Stunden kam ich dann mit einer Mischung aus Staub und Schweiß bedeckt ins Ziel. Höhenmeter waren es gefühlte 2000, auf der Ebene hätte ich weniger als zwei Stunden benötigt.

Nach einem Regenerationstag machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung, und ich setzte Kurs auf die E 134, die mich entlang des Aakrafjordes über das Haukelifjell an der berühmten Heddal Stabkirche vorbei wieder Richtung Oslo führt.
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Obtrotz des Mistwetters konnte ich mir nicht verkneifen, entlang des Langfoss den Wanderstieg zum Varahaugen (auch Vardahaugen genannt) hinaufzukraxeln, und den Blick über den Aakrafjord zu genießen, was ich dann auch mit einer formschönen Gesäßbremsung beim Abstieg bezahlte.

Norwegen, Land der verwegenen Pfade und unzähliger felsiger Inseln, wenn dort die Sonne scheint gibt es weltweit nichts schöneres ( Betonung auf „wenn“).

Halbmarathon unter zwei Stunden im Flachland

Nachdem großartigen Skandinavien Urlaub hatte mich der Alltag schnell wieder in seinen Trott gesogen, aber nun wollte ich es mir auf deibel komm raus beweisen: Südenseehalbmarathon in Sörup am 2.Juli, Zeit: 1 Stunde, 59 Minuten und 10 Sekunden…q.e.d.!

Eine wirklich schöne Veranstaltung auf der holsteiner Heimatscholle, es fehlte zwar das Meer, aber der Südensee und eine abwechslungsreiche Streckenführung mit Sandwegen, Waldwegen und kleineren Hügeln brachten mir dann auch den Platz 14 in der Gesamtwertung Frauen und Platz 3 in Altersklasse. Leider zwickte es ab Kilometer 16 immer wieder im rechten Meniskus, aber das lag unter anderem an der Wahl der Schuhe, die ich sonst nur für schnelle Zehntausender benutze.( Zwar hatte ich am Vortag beim Händler meines Vertrauens Sport Augath in Itzehoe zwei paar Laufschuhe gekauft, und bei Ron eine Laufkombi, nur mit noch nicht eingelaufenen Schuhen traute ich mich nicht an den Start, und die anderen waren halt im Wagen…)

Strandpromenade beim Europalauf in Neustadt im August

Am Morgen des Siebten Achten nahm ich wieder Kurs in Richtung Küste, den Europalauf in Neustadt Holstein im Visier. Durchwachsenes Wetter, das Küstengymnasium als Start-und Zielort, und das schnellste schwarz-orange Piratenoutfit mit den bewährten Langstreckenschuhen sorgten für einen schnellen und gänzlich schmerzfreien Lauf.
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Ideale Vorbereitung und Erwärmen sorgten für die beste Starttemperatur, als es dann zu tröpfeln begann beim Startschuss sackte meine Laune ab auf den Nullpunkt. So fing ich dann entspanntes Plaudern mit Lauflegenden an, die mittlerweile in der Veteranenklasse starten, und tatsächlich wurden Laune und Wetter besser.
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Als ich dann feststellte, zu viel Atem zu haben, legte ich vom Tempo her etwas drauf, und lief dann schließlich nach 1 Stunde 57 Minuten und 56 Sekunden ins Ziel.
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Nach etwas Auflockern gab es eine Massage von gleich zwei Physiotherapeutinnen gleichzeitig, toller Service!

Die Zeit bis zur Siegerehrung war etwas lang, und als dann alle Drittplatzierten jeder Altersklasse nebeneinander auf der Bühne standen, war schon so mancher Banane verzehrt, und es gab als Sachpreis ein Funktionsshirt mit Werbung des Hauptsponsors, den Stadtwerken Neustadt, in schönem Blau.

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Eine tolle Veranstaltung, sehr zu empfehlen, mir gefiel am besten der Kurs entlang der Strandpromenade, das Bad danach und die Tatsache, daß ich keinerlei Knie-oder sprunggelenks-oder Rückenschmerzen hatte.
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Ein leichter Ar…muskelkater blieb mir noch die folgende Tage als Erinnerung an den schönen Lauf, nachdem das Salzwasser schon wieder aus den Haaren gespült war. Laufend Neues gibt es dann von mir demnächst von der Westküste, wo ich beim Nationalpark Thy Marathon  in Nordjylland am dritten September starte.
Melina Sen
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