Der Trailscout …

… oder wie ein Pirat den Sauerländern das fürchten lehrte J

Nun gut, ein feindliche Übernahme war es nicht, denn von vornherein waren die Tage gezählt. Ende Juni trat ich an zum 5-tägigen Lehrgang der DIMB zum MTB-Trailscout. Es ging ins äußerst beschauliche Lennestadt-Gleierbrück im Sauerland.
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Nach einer Anreise mit Schlechtwetter in Hamburg, riss es hinter Hannover auf und das Wetter wurde zunehmend freundlicher. Je näher wir dem Ziel kamen, umso mehr trat das Sauerland so richtig zum Vorschein: das Land der 1.000 Berge!
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Gleich nach der Ankunft und einer Begrüßung, den ersten Informationen zum Lerhinhalt und Organsiation, ging es auch gleich los.

Der Bike- und Personencheck war die erste praktische Übungseinheit.

Und dann ging es endlich rauf aufs Rad, um die Tour der nächsten 5 Tage abzufahren. Nun gut, 22 km und knapp 700 Höhenmeter sind zu schaffen. Aber trotzdem war es für mich ungewohnt, nach ca. 3 km Einrollen, über die Hälfte dieser 700 hm an einem Stück hochzufahren. Das war zwar nicht unbedingt mit den Alpen zu vergleichen. Aber bei durchschnittlich 10% um die 350 Höhenmeter am Stück zu kraxeln, war ich in dieser Intensität schon lange nicht mehr gewohnt. Dabei bewegte mich nur 1 Gedanke die gesamte Zeit: „Und das jetzt 5 Tage hintereinander? Ach, Du Sch …“

Die Aussicht „oben“ dafür war umso grandioser und entschädigte für die Mühen. Dann erst sah man, daß es hier wirklich eine Menge Gegend und Berge gibt. Als nordeutscher Flachländer ist man so etwas nicht gewohnt, bewaldete Berge und Hügel, soweit das Auge reicht.
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Auch wenn noch ein paar Höhenmeter folgten, so war ich jetzt wortwörtlich oben und genoß die Aussicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Plätze und Wegekreuzungen wie Brie, Potsdamer Platz, Alpenhaus, Steinernes und Hölzernes Kreuz, flogen an uns vorbei. Mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, wie sehr, uns diese Orte noch verfolgen sollten J

Die Trails entschädigten auf alle Fälle. Das hat mich positiv überrascht, schöne flowige Naturtrails, die bestens unterhalten und gepflegt werden. Gewöhnungsbedürftig waren nur die teilweise recht schmalen Fahrspuren mit 2 – 3 Reifenbreiten. Wehe wer hier nicht seine Spur hielt …
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Nun ja, irgendwann hatten wir es abends geschafft und kamen, verdreckt, verschwitzt und kaputt an, mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Die Abschlußbesprechung und die Bikepflege konnte nicht schnell genug gehen.

Daß dieses Ritual sich nun 5 Tage in dieser Intensität wiederholen sollte, war mir da noch nicht bewußt.
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Nach Duschen, Umziehen und Pflege der Ausrüstung ging es endlich zum lange herbeigesehnten Abendessen. Das zog irgendwie an mir vorüber und kurz danach

fiel ich ins Bett. Schön, daß es meinem niederländischen Zimmergenossen auch so erging, das schafft Solidarität.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich sauwohl und hätte Bäume ausreißen können. Woran es lag, weiß ich bis heute nicht. Ob es die Luft war, das reichhaltige Frühstück oder ob im Abendessen Glückspillen waren, kann ich nicht sagen. Dieses Gefühl hielt die nächsten Tage an. Auch die Steigung vom 1. Tag war nur noch ein Klacks und hatte ihren Schrecken verloren.

Der Lehrgang machte Spaß, zumal wir auch eine super Truppe waren und die Herbergsmutter des Hotels ihr Bestes gab, um uns zu verwöhnen und jegliches Anzeichen von Hunger im Keime zu ersticken.

Es hat sich ein Rhythmus von Theorie am Vormittag, Höhenemeter und Trails tagsüber und ausgiebiger Bike- und Materialpflege am Abend eingspielt.

Somit blieb nur noch eine unbekannte Variable übrig in dieser Rechnung: das Wetter. Abends, nachts und morgens regnete es mehr oder weniger intensiv. Das sah ich aber dann etwas lockerer, nachdem ich feststellte, daß die Sauerländer Bauernregel tatsächlich stimmt :“Wenn es bis 9 Uhr morgens aufhört zu regnen, bleibt es tagsüber trocken“. Die Trails waren trotzdem nass, aber es kam kein Regen. Am vorletzten Tag, an dem es drauf ankam, mit Notfallmanagement und der Bewertung unserer Guidingfähigkeiten, passte der Spruch. Denn es regnete auch noch nach 9 Uhr und somit den ganzen Tag, mit z.T. heftigem Schlagregen.

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Die Tage vergingen also und jede, auch noch so freundliche Übernahme neigt sich dem Ende zu. Als es dann am Sonntag gen Heimat ging, war auch ein Stück Melancholie dabei, logo.

Wer weiß, wann wir uns wiedersehen … Tschüß Lennestadt

P.S.: Als es zu Hause ans Auspacken ging, kamen dann noch einmal alle Erinnerungen hoch. Denn ich hatte bestimmt einen Kubikmeter des guten Sauerländer Mutterbodens im Gepäck und den Bikeklamotten J

Martin Franze