Piratentour von Stadion zu Stadion

Moin moin Piratenbrut und Landratten!

Es begab sich zu einer Zeit, in der ein Pirat sich vor nahm 550 km ganz allein auf dem Rennrad auf Kaperfahrt zu gehen… so ähnlich wie Jack Sparrow mit seinem kleinen Kahn in See sticht, um die Black Pearl zu kapern… Am Ende der Fahrt lernte er Dirk kennen! Heute wissen wir alle, dass er auch ein Pirat geworden ist!

Nun begab es sich, dass Dirk sagte, dass er mit dem Rad zum Stadion fahren will, wenn unser 1. FC Köln wieder in die 1. Bundesliga aufsteigt… „Klasse Idee!“ sagte ich. „Dann aber vom Stadion des Gegners zum letzten Heimspiel nach Köln! OK, aber von wo müssen wir dann fahren? Hmmm Moment… oh hier steht es… ähm ja… St. Pauli…“ Dirk meinte nur: „Das ist doch echt bekloppt oder? Aber geil! Wir machen es!“ OK, zwei Piraten ein Wort. Wie weit ist das eigentlich? Moment… Laut Google Maps gut 440 km. Verdammt… können die nicht gegen Bielefeld spielen???

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OK, gesagt ist gesagt! Schließlich sind wir Piraten! Das ist die Strecke, die wir dann gefahren sind… jetzt, wo ich das zum ersten Mal auf dem Bildschirm sehe… kann mir bitte jemand sagen, warum wir nach Rotenburg zurückgefahren sind??? Wir hatten ja Zeit… macht ja nix.

Also zurück zum Anfang… Bekommen wir eigentlich überhaupt Karten für das Spiel? Hm, noch kein Vorverkauf. Also warten, bis der Vorverkauf frei geschaltet wird. Der Termin rück näher und ich werde nervös. Der Termin ist da! Um 08:00 Uhr sollen die Leitungen freigeschaltet werden. Als gut… dann schaltet mal… und ahhhhhhhh… ich komme nicht rein. Jenna anrufen! Kommst Du rein??? Nö! Wat? Alle Karten weg??? Och nööö!!! Beim FC anrufen! Super… innerhalb von 20 min alle Karten weg! 50.000 Tickets in 20 min.! Super!!! Also… Nix fahren… Dirk schon total sauer! Wozu ist man Mitglied??? Dirk, nu warte doch mal, lass mich doch mal weiter machen.

Also, wo habe ich damals angerufen, als ich 2011 gefahren bin? Nummer rauskramen… da! OK… Ungläubige Frage: „Moment, was haben Sie gerade gesagt? Von St. Pauli nach Köln? Womit? Aha… Mit dem Fahrrad? Achso Rennrad… ja das ist natürlich was anderes… Nee oder? Wir haben hier ein kleines Kontingent bei Ebay zurückgekauft. Doppelt gebuchte Karten, die dort angeboten wurden. Vielleicht haben wir ja 3 zusammenhängende Plätze… Moment… Ja! Hier! Osttribüne! Und gar nicht so schlechte Plätze! Wollen Sie die haben? Hakan: „Ja!“

Also Dirk, sagte ich doch, vertraue mir! Wir haben drei Karten! Wir können doch los! Ja, echt! Doch, glaube mir!

 

Also gut… Strecke klar gemacht, Pressetext geschrieben, alle in Kenntnis gesetzt, oder wie böse Zungen behaupten – und ich betone, nur böse Zungen – alle verrückt gemacht. Die Presse fand die Idee genau so bekloppt wie wir. Aber auch genau so geil wie wir.

Jenna hat sich bereit erklärt, den Proviantmeister zu machen und Sara (Hakans Tochter), wollte die Tourbilder machen! Jetzt noch jemanden finden, der/die sich mit Jenna beim Fahren abwechselt. OK, Jennas Mutter! Cool, danke!

Der Tag der Wahrheit rückt immer näher und wir werden immer nervöser. Was brauchen wir eigentlich noch? Ron! Wir brauchen noch… „Aha… fällt Euch aber früh ein…“ Ja, hast ja Recht! Aber Ron macht ja alles möglich, wenn es irgendwie geht. Klasse!

Samstagmorgen, 03. Mai, 07:00 Uhr ist Abfahrt! 06:00 Uhr ist Treffen. Also Sachen packen, Auto vorbereiten und ins Bett… wird ein langer… sehr langer Tag…

Samstag: 06:15 Uhr in Hamburg-St. Pauli.

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Ich bin so was von nervös… geht es endlich los??? Also gut… anziehen… Rad zusammenbauen… Ron biegt um die Ecke… und Dirk auch… Jenna und Ihr Ma sind auch dabei.

Nein!!! Was? Doch! Mein Helm! Nicht dabei! Verdammt! Und nu? Sara hat DIE Idee… Gibt es hier einen Real oder so? Ja! Die machen um 07:00 Uhr schon auf und haben auch Helme! Ok, Jenna fährt schnell mit Sara da hin und holt den Helm… in der Zwischenzeit kommt Ron… „Du, ich wollte Dir meinen Helm leihen… aber… ich habe weder Helm noch Schuhe dabei! Habe ich auch vergessen!“ Puh… bin ich also nicht der einzige am Morgen…

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Gut, Jenna und Sara haben einen Helm und kommen zurück… es kann los gehen!
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Irgendwie habe ich auf dem Bild ja schon einen ziemlich irren Blick…

Also gut… auf die Räder, fertig, los! Erstmal durch Hamburg. Es ist Samstagmorgen, wenig Verkehr. Wenigstens etwas! Erste Probleme mit der „Interpretation“ der Wegbeschreibung, die ich ausgedruckt hatte. Bis man mal durch so eine große Stadt durchgefahren ist… Irgendwann haben wir es dann doch geschafft… mit einem Schnitt von ca. gefühlten 8 km/h im Schnitt… man man man…

Noch schnell mit dem Versorgungswagen tanken und dann geht es weiter! Raus aufs Land! Runter von den Hauptstraßen! Die sind ja völlig irre die Leute… Radfahrer? Auf der Straße? Freiwild!!! Auch wenn das Auto direkt hinter uns fährt, einige wollen es echt wissen… wie nah, kann ich an den Radfahrer ran fahren?
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Aber so auf dem Land ist es ja bekanntlich recht beschaulich. War auch so…
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Und das Wetter… wenn Engel reisen! Dirk sagte: „Engel mit B vorn dran…“ Und ich: „Ähm mit P“, Dirk: „Hä???“, ich: „Pirat! Maaaaan.“
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So weit wollte ich eigentlich nicht fahren! Verdammt! Alles bestimmt nur, weil ich so aussehe wie Jesus.

Wir haben uns drauf geeinigt, dass wir so ca. alle 100 km kleine Pausen zum Essen und Verschaufen einlegen. Pausen müssen sein… Mausi einmal in den Arm nehmen… ist Legaldoping! Aber kann mir jemand sagen, warum wir ausgerechnet bei einem Grabsteinmetz Pause machen???
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Es ging Stück für Stück voran. Kilometer für Kilometer…
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Wir haben uns die Strecke ganz bewusst so flach wie möglich gewählt, damit wir nicht noch Hügel klettern müssen. Das hat auch ziemlich gut geklappt.
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Allerdings muss man, wenn man nach Nordrhein-Germanien will einmal über den Hügelkamm südlich von Osnabrück fahren.

Aber vorher hat sich die Sonne noch überlegt, kurz schlafen zu gehen… also, Lichter ans Rad, bzw. ich musste den Vorderreifen wechseln, weil ich einen mit Dynamo und Licht daran dabei hatte. Hat den Vorteil, keine Probleme mit Batterien zu haben und auch noch echt hell zu sein. Und wenn man schon mal anhält, kann man auch gleich mal essen.
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Dann ging es weiter… nach Osnabrück… oder wie Dirk zu sagen pflegt… nach Osna… Und dann eben den besagen Kamm hoch… quasi zu Dirk nach Hause. Er hat mich noch gewarnt, der Galgen ist ziemlich übel. Stimmt, der war nicht sooooo schlecht, nach fast 300 km. Aber wie heißt es so schön? Wer runter fahren will, muss erst mal hoch. So war es dann auch! Erst hoch… Da! Bei dem Schild bekomme ich immer Heimatgefühle.
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Unterwegs haben wir dann festgestellt, dass unser Gegner St. Pauli im Sommer offensichtlich eine kleine Tour „über die Dörfer“ startet. Gute Idee. Ob das das Trainingslager ersetzen soll…? Wenn ja, kein Wunder, dass die irgendwie nicht aufsteigen.
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Dann bei Dirk durch die Heimat und dann weiter. Irgendwie so schnell wie möglich an den Rhein, damit es keine Hügel gibt… aber bis dahin gab es dann doch noch ein oder zwei Hügel… Dirk sagte, der nächste ist der letzte… und erinnerte mich an das letzte Piratentreffen bei mir… der nächste Hügel ist der letzte… Insider wissen, wovon ich rede.

Von Lengerich aus in Richtung Greven, nach Münster, Dülmen, Dorsten, Oberhausen, Duisburg… alles war so dunkel… so dunkel wie die Nacht nur sein kann… und kalt. Zeitweise hatten wir knapp unter dem Gefrierpunkt. Meine Füße… Zehen. Zeitweise wusste ich gar nicht, ob wir überhaupt noch welche haben. Da hat auch das zweite Paar Socken nicht geholfen. Vielleicht war es auch die Müdigkeit, die da ihren Teil dazu beitrug…

Aber die Sonne ging langsam am östlichen Horizont auf und wir haben angefangen nach einer Bäckerei Ausschau zu halten. Hunger! Kakao… Schoko-Croissant. Das wäre es jetzt! Aber wie ist das so am Sonntagmorgen? Wenn man eine Bäckerei braucht, ist keine in der Nähe. Aber Brötchen und Kaffee von der Tanke…? Nee. Darauf hatte ich keine Lust. Da bin ich eigen. Also, weiter suchen.

Und irgendwann wurden wir dann auch fündig! Und das Suchen und Warten hat sich auch gelohnt! Lecker!
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Nach dem Frühstück, noch schnell frisch machen… und wieder auf die Räder… in die Kälte. Und weiter. Der Tag wird nicht länger und wir müssen noch durch die unaussprechliche Stadt und über den Vater Rhein fahren… Aber bis dahin mussten wir feststellen, dass der Pott schon lange nicht mehr grau in grau mit rauchenden Schloten ist, sondern ein tatsächlich recht grüner Fleck geworden ist, in dem die alten Industrieanlagen sich in die Landschaft eingefügt oder auch schlicht abgerissen worden sind. Die Luft war völlig in Ordnung… Vielleicht weil es auch Sonntagmorgen war.

Also, ab an den Rhein… über die Brücke nach Neuß und weiter auf der B 9 in Richtung Süden. Immer am Rhein entlang. Jetzt, ja jetzt regen sich richtig heimatliche Gefühle in mir! Ich rieche schon die Nähe… und da!!! Da… das langersehnte Schild… in seiner zugeklebten Pracht: Köln!

Da Sara keine Karte für’s Stadion hatte und mindestens genauso müde war, wie Jenna und wir, hat sie darum gebeten zu ihrem Onkel (also zu meinem Bruder) gefahren zu werden. Wir haben ausgemacht, dass Jenna Sara rüber fährt und wir in der Zeit einfach in Richtung Köln weiter fahren und uns dann treffen, wenn sie Sara abgesetzt hat.
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Auf dem Weg in die Stadt haben wir dann noch den alten Knastbus gesehen! Sehr geil!
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Dann weiter. Auf dem Weg zum Ebertplatz wurden wir von einem Piraten im Auto angesprochen, der unsere Aktion bei Facebook mitverfolgt hat und die ganze Sache auch ziemlich geil fand. Ron, wir sollen Dich grüßen! J

Dann endlich am Ebertplatz, am ausgemachten Treffpunkt mit Jenna. Und sie kam dann auch recht fix. Die Sonne war jetzt richtig raus und hoch und langsam wärmte sie auch. So, dass ich meine Jacke ausziehen und ein frisches Trikot anziehen konnte.
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Und dann ging es weiter durch den Stadtverkehr in Richtung Stadion! Endlich… wir konnten es fast schon hören.

„Die Wilde Horde“ hat dann schön die Aachener Straße gesperrt und wir mussten einen kleinen Umweg fahren, der aber durchaus noch erträglich war.

Und dann waren wir da… endlich! Müde… erschöpft, kaputt… aber glücklich und stolz! Wie heißt es so schön? Der Schmerz geht, der Stolz bleibt!

So war es dann auch. Kurzer Empfang vom Mitgliederservice mit Aufstiegsshirt und einen Raum für unsere Räder und wir konnten uns ins Getümmel begeben…
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Nach dem Spiel konnten ging es dann wieder zu unseren Rädern und dann zum Auto. Die Räder aufs Auto und zu meinem Bruder, wo dann meine Frau auch schon da war. Dirk und Jenna sind dann wieder Heim nach Lengerich gefahren.

Es war eine absolut geile Tour! Immer wieder gern mein lieber! Hat mir richtig viel Spaß gemacht!

Hier noch mal die Daten…

494,47 km in 26:48 std, Schnitt von 18,5 km/h, Aufstieg 1643 m, Abstieg 1602 m… sehr geil!

Euer Hakan alias Eastcoast Özi alias Käpt’n Jeck