Bukarest Marathon 2018

Seit nunmehr fast vier Jahren plane ich schon, mit einem Arbeitskollegen, den Marathon in Rumäniens Hauptstadt zu laufen. Inspiriert durch eine Running Zeitschrift die im damaligen Jahr, 2014, glaube ich, einen Bericht darüber brachte und auch wegen der damals Wandteller großen Medaille. Klar, die Medaille veränderte sich in den letzten Jahren, aber der Gedanke an diesen Lauf im Schatten von Ceaușescu´s Palast ließ uns nicht mehr los.

Dieses Jahr sollte es dann endlich soweit sein. Wir meldeten uns einfach an, wenn nicht jetzt, wann sonst? Somit war der erste Schritt zu einer Marathon Städtereise getan. Nur noch Flug und Hotel, was sich als recht einfach heraus stellte. Von Nürnberg direkt, zu einem Schnäppchenpreis mit W!ZZ Air J

Immer wieder verfolgte ich im Internet die Entwicklung bis zum Starttermin, zuletzt waren 19.000 Starter für alle Läufe gemeldet.

Aber ich wäre nicht ich, wenn dieses Jahr mal alles reibungslos über die Bühne gehen sollte, und so trug es sich zu, dass ich mir bei meinem letzten Lauf irgendeine Verletzung zuzog. Nach zweiwöchigem Schmerzen hin und her, entschied ich mich doch dafür, einen Heiler hinzu zu ziehen. Mein Verdacht lag bei einem Ermüdungsbruch im Wadenbein….hatte ich doch 2015 dasselbe Problem.

Die Diagnose lautete dann aber „nur“ auf eine Sehnenentzündung und mögliche Mikrorisse am Wadenbein. Also erstmal Trainingspause und die Schmerzen in den Griff kriegen. Vom Arzt bekam ich dann auch das OK für den Lauf.

Am 14. Oktober 2018 findet der Bukarest-Marathon zum 11. Mal statt. Dann werden wieder über 3.000 Teilnehmer im Halbmarathon, und 1.000 auf der Marathondistanz, in der rumänischen Hauptstadt erwartet.

Der Bukarest Marathon startet auf der Piața Constituției im Herzen der Stadt. Von dort geht es auf einem abwechslungsreichen Rundkurs vorbei an zahlreichen Sehenswürdigkeiten der rumänischen Hauptstadt.

Neben dem Marathon (alleine oder in einer 4er-Staffel) stehen auch ein Halbmarathon und ein 10 Kilometer langer Lauf auf dem Programm.

Die rumänische Hauptstadt hat knapp 2 Mio. Einwohner, etwas mehr als Wien oder Hamburg also.

Die Uhr müssen wir um eine Stunde vorstellen. Zum Schwarzen Meer sind es von hier 280km nach Osten, fährt man nach Süden sind es keine 70km bis zur Donau und nach Bulgarien. Die Urkunde, auf der vor fast 555 Jahren Bukarest erstmals erwähnt wird, ist vom Grafen und Feldherrn Vlad III. unterzeichnet. Dem hat Bram Stoker ein Denkmal gesetzt: Vlad III. ist berühmt geworden als Graf Dracula (Sohn des Drachen) und Pfähler. Der scheint nun einer der Hauptträger der rumänischen Bemühungen um den Fremdenverkehr zu sein.

So flogen wir dann am Freitagnachmittag gen Osten. Der Samstag gehörte der Besichtigung der Stadt, Prädikat: absolut sehenswert! Und dem Abholen der Startunterlagen.

Der Sonntag war ein Renntag, wie es eben immer ist. Eine Stunde vor Start stand ich frierend aber hochmotiviert und ziemlich schmerzfrei in der Startaufstellung, bei windigen, aber sonnigen 11° C. Nach dem Startschuss dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Masse in Bewegung setzte. An ein normales Lauftempo war die ersten  fünf Kilometer nicht zu denken, aber die Kulisse der Metropole entschädigte dafür.

Ich versuchte das angeschlagene Bein nicht zu sehr zu belasten, eigentlich kaum möglich, aber kam ganz gut durch die ersten 21 Kilometer. Bei Kilometer 24 fühlte es sich an, als sei etwas kaputt gegangen, oder gerissen, ich kann es nicht anders erklären.

Also es fühlte sich so an, Schmerzen hatte ich noch keine, und so lief ich einfach weiter, so lange wie es eben ging.

Es ging weiter als gedacht, bei Kilometer 39 lief ich schon durch die Brunnenanlage, obwohl die zweite Hälfte mental weitaus anspruchsvoller war, fünf Kilometer die Straße in eine Richtung und zurück in die andere, und das zweimal.

Ich sah den Regierungspalast immer näher kommen und war schon lange nicht mehr so froh, einen Marathon zu beenden.

Es ist immer schön, wenn Freunde im Ziel auf einen warten und so war es auch dieses Mal.

Abends humpelte ich dann mit meinen Kollegen zum Essen, nochmal vorbei an Start und Ziel, aber alles war schon fast abgebaut und der Verkehr floss auch schon wieder, als wenn es nie stattgefunden hätte.

Montag geht der Flug nach Hause, und ich werde noch lange an die Eindrücke von diesem Wochenende denken.

Jetzt ist aber wirklich Heilung und Regeneration angesagt, ich will ja wieder richtig funktionieren.

 

Viele Grüße aus dem Süden der Republik,
Thomas Werthmann