Piratenbericht Ostseeman 2014

Hakan alias Eastcoast Özi alias Käpt’n Jeck

Hallo liebe Freunde der gepflegten Piratenkultur… Liebe Piratenbrut und Landratten!

Es war wieder so weit! Der Ostseeman stand nach zwei-jähriger Abstinenz wieder an. Also Sachen gepackt (diesmal auch an den Helm gedacht…), alles im Auto verstaut und los ging es.
Erst Richtung Kiel und dann über die Autobahn in Richtung Dänemark. Kurz vor der Grenze abfahren und schon ist man in Glücksburg… fast zumindest.
Abgesehen von den kurzen Staus war die Fahrt OK…
Da ich dieses Jahr allein gefahren bin, habe ich mir eine Unterkunft geschenkt und habe mein Lager in unserem Van aufgeschlagen. Ging hervorragend.
Also noch mal kurz auf’s Rad und die neue Radstrecke abgefahren. Aufgefallen ist mir, dass diese Strecke doch einiges schneller war. Die lange windanfällige Strecke nach Holnis ist raus und dafür mehr im „Inland“ längs. Gute Asphaltdecke, ruhige Strecke. Ein paar Hügel mehr, aber dafür eben auch schnelle Abfahrten (der neue Streckenrekord vom Sieger Christian Nitsch trotz strömendem Regen bestätigte mein Gefühl).

Dann zur Anmeldung. Startunterlagen und Co. Abholen und Rad abgeben.

Und dann ins Bett. Aber an Schlafen war kaum zu denken. Die Aufregung war wohl dann doch zu groß. Und als ich endlich schlafen konnte… ging der Wecker, 5 Uhr. Ganz toll…
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Also raus aus den Federn, rein in den Neo. Sachen packen und losmarschieren. Taschen an die richtigen Haken hängen und zu den Mädels gehen, die mit Edding an meinen Oberarm wollen.

Einen Kaffee holen, ein Brötchen essen… die Zeit will nicht vergehen. Die Aufregung steigt (geht eigentlich kaum noch). Und dann fiel es mir auf… ich habe keinen einzigen „echten“ Piraten aus dem Team gesehen. Kam mir irgendwie einsam vor.

Dann endlich kurz vor 7 Uhr. Runter zum Strand. Kappe an, Brille an… aufstellen. Was will der Pfaffe eigentlich? Warum müssen die bei solchen Veranstaltungen dabei sein? Aber ich bin ja tolerant… und konzentriere mich auf die neue Schwimmstrecke. 4 statt 3 Ecken… interessant… die See ist ruhig, kaum Wind, keine Wellen. Ganz mein Ding.

Und dann geht es los… mit 10 minütiger Verspätung wird das Rennen freigegeben! Mein Herz schlägt mir im Hals! Ins Wasser und los. Um die erste Kurve und direkt mal zwei Tritte auf den Hinterkopf, mir wird kurz schwarz vor Augen. Umdrehen auf den Rücken, Luft holen. Eins von den Booten hat das wohl bemerkt und kam auf mich zu: „Alles in Ordnung? Soll ich Dich rausholen?“ Ich: „Wa? Was willst Du? Ich bin noch nicht mal richtig nass!!!“ Und dann weiter. Gut geht es. Nicht wirklich schnell, aber ich finde meinen Rhythmus, Armschlag, Luft… passt. Nur die Zeit gefiel mir nicht. 1:42 std. Raus aus dem Wasser, hinstellen… Kreislauf suchen. Ob der noch im Wasser ist??? Huui… ich mache mal den Scharping… langsaaam… und in die Wechselzone.

Neo aus, Radsachen an! Gels in die Tasche, ab zum Rad. Radschuhe an, Helm auf und los! Gerade auf dem Rad, raus aus der Stadt, berghoch nach Wees… und… die Wolke über mir hatte keine Lust mehr und ließ sich einfach fallen, so ca. 3 std. lang… mal mehr, mal weniger… warmer Sommerregen. Beim Laufen wäre der richtig klasse… aber auf dem Rad??? Das Wasser stand auf der Strecke!

Egal, Vollgas! Und es läuft gut. Die Beine melden sich nicht und ich bin mir einem guten 35er Schnitt Unterwegs. Trotz Regens!

Und dann… höre ich ein pft, pft, pft, pft… prima! Vorne Platten… absteigen, Rad ab, Schlauch raus, Mantel reinigen, Schlauch rein, aufpumpen, Reifen ran und los… ca. 500 m später ein lautes pfffft… Luft raus… km 77. 23 km bis Start/Ziel, ich habe keinen Schlauch mehr, es regnet wie aus Eimern… ich könnte ja jetzt fluchen… Rennen vorbei… dachte ich.

Bis ich in ein kleines Dörfchen mit einem ganz netten Menschen eintraf. Er saß und hatte eine Standpumpe. Sein Kommentar: „Du hast n Platten…“ Ach was! „Aber ich habe keinen Schlauch mehr…“ „Hm, hilft Flickzeug?“ Ich: „Ja!!!“

Also los, Reifen flicken, aufpumpen und weiter. Ich bin wieder im Rennen! Nachdem ich über eine Stunde verloren habe, fing ich an zu rechnen… wie gehe ich vor, um noch im Zeitlimit im Ziel zu sein…? Schaffe ich das überhaupt noch?
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Es gab nur eine Lösung… Vollgas! Meine Uhr zeigte mir jetzt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von Astronomischen 14 km/h an! Wow… Und das soll mich jetzt anspornen??? Ähm… nein.

Danach kann ich mich an kaum noch was erinnern, außer, dass meine Beine brannten wie Zunder… volles Risiko!

Als ich mein Rad in der Wechselzone abgab, ging Christian Nitsch gerade über die Ziellinie! Au weia…

Radschuhe aus, trockene Socken und Laufschuhe an, Gel rein, ein Schluck Kaffee und ein Käsebrötchen und los geht es… auf die Laufstrecke!

Wo sind meine Beine, wer hat mir die Betonpfähle angebunden??? Aua!!! Ich habe mich ganz schön verausgabt… oder wie sagt man auf Neu-Deutsch? „Overpased“. Nix geht mehr. Der Puls sagt: „Alles gut!“ Die Muskeln sagen: „Nix ist gut!“ Laufe ich akzeptabel schnell, macht die rechte Wade dicht… also langsamer. Dann geht es. Etwas schneller… die Wade… also wieder langsamer… und an vor den Krampf heranarbeiten. So ging es… Runde für Runde… Schaffe ich es überhaupt noch, im Zeitlimit anzukommen?

Die Rechnerei ging jetzt richtig los in meinem Kopf… so wie ich gerade laufen kann… wird es ein enges Match… Aber egal… einfach versuchen!

Ich gebe höchstens Briefe bei der Post auf… aber keine Rennen! Also weiter… immer weiter…

Und dann hatte ich die Gewissheit, das Rennen noch zu packen… es war noch genug Zeit über… die letzte Runde konnte ich fast nur noch gehen… ans Laufen war kaum noch zu denken… die Wade war schon betonhart… Rebellierte richtig.

Auf meine letzten Runde habe ich noch zwei Leidensgenossen kennengelernt… wir haben beschlossen uns gegenseitig ins Ziel zu pushen… und es ging! Über die Holzbrücke und zwei Kurven und das Ziel in Sichtweite… Wir wollen ja ein gutes Bild abgeben… die letzen Meter noch laufen… Die Ränge waren voll (wegen der Siegerehrung… nicht wegen uns!) und wir wurden gefeiert, als wären wir die Sieger! Geil!
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Rein in die Wechselzone… Mit der Medaille zur Anmeldung… Finisher-Shirt holen, Taschen holen, Rad holen, einen Kaffee, zwei Käsebrötchen und zum Auto… Rad rein… auf die Matratze…

Ich glaube, so schnell bin ich selten eingeschlafen…